Bischof Ackermann muss geplante Trierer Bistumsreform ändern
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann muss die geplante Bistumsreform nach Gesprächen im Vatikan ändern. Die römischen Behörden kritisierten an der neuen Pfarreienstruktur vor allem die Rolle des Pfarrers als Teil eines Leitungsteams mit Laien und die Stellung der anderen Priester, wie das Bistum am Dienstag mitteilte. Bedenken seien auch zur geplanten Größe und dem Aufbau der Pfarreien geäußert worden. Einige Großpfarreien hätten künftig bis zu 100.000 Mitglieder haben sollen.
Ackermann will nun mit der Bistumsleitung das Gesetz für die Neugliederung der Pfarreien ändern. Dabei gelte es, zugleich den Einwänden aus Rom und der ursprünglichen Zielsetzung der Reform gerecht zu werden. Die Reform habe Modellcharakter, andere Diözesen auch außerhalb des deutschsprachigen Raums stünden vor ähnlichen Veränderungsprozessen, so das Bistum. Die weiteren Schritte sollen eng mit Rom abgestimmt werden. Offen ist, wie umfassend und in welchen Punkten konkret die Reform nun verändert wird.
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller rechnet hauptsächlich mit Änderungen zur Rolle der Pfarrer. "Bischof Ackermann muss nun präziser formulieren, was die Leitungsgewalt des Pfarrers ist", sagte Schüller auf Anfrage. Kirchenrechtlich müsse dem Pfarrer eine herausgehobene Position zukommen. Auch die Kompetenzen der Gremien in den Pfarreien müssten in einem veränderten Gesetz konkreter definiert werden. Darüber hinaus rechne er nicht mit weitreichenden Änderungen und gehe davon aus, dass es bei den angedachten 35 Pfarreien bleibe. Laut Mitteilung des Bistums hatte der Vatikan auch die Größe der geplanten Pfarreien sowie das Tempo der Reform bemängelt. Die Entscheidung darüber liege indes nicht in Rom, so Schüller. "Das zu entscheiden ist allein Aufgabe des Ortsbischofs."
Neue Strukturen und inhaltliche Schwerpunkte
Die Reform zielt auf neue Strukturen und inhaltliche Schwerpunkte von Seelsorge und Kirche. Das Bistum Trier gliedert sich in 887 mitunter sehr kleine Pfarreien. Eine Diözesansynode hatte 2016 empfohlen, "weite pastorale Räume" zu schaffen. Geplant war, dass die Gemeinden zu 35 Großpfarreien zusammengelegt werden, die von einem Team aus einem Pfarrer und zwei Laien geleitet werden sollen. Die anderen Priester sollten in der angedachten Struktur keine Leitungsfunktion haben.
Im November hatte Bischof Ackermann die Dekrete veröffentlicht, mit denen die ersten 15 Großpfarreien zum 1. Januar 2020 offiziell errichten werden sollten. Die restlichen 20 Großpfarreien sollten im Jahr darauf folgen. Nach Beschwerden der Priestergemeinschaft "Unio Apostolica" und der Trierer Initiative "Kirchengemeinde vor Ort" hatte der Vatikan die Umsetzung der Reform im November ausgesetzt und eine Prüfung angeordnet, woraufhin Ackermann die Dekrete zur Umsetzung der Pfarreienreform zurücknahm. Die Beschwerde der Priestergruppe wies der Vatikan aus formalen Gründen Mitte Mai zurück, wollte die Reform jedoch auf Basis des Antrags der Katholiken des Bistums weiter prüfen. Der Vorsitzende der Priestergruppe, Pfarrer Joachim Waldorf, sieht sich durch die nun angekündigte Änderung bestärkt. Der Vatikan habe "inhaltlich genau dem Rechnung getragen, was wir wollten", sagte Waldorf.
Ackermann stellte seine Position laut Bistum am Freitag im Vatikan der Kleruskongregation und dem Päpstlichen Rat für die Interpretation der Gesetzestexte vor. Dabei sei er auf die Herausforderungen des Bistums eingegangen, etwa eine abnehmende Bindung der Katholiken an die Kirche, sinkende finanzielle Möglichkeiten sowie Priestermangel. Vor dem Hintergrund sollte es das Ziel sein, Handlungsspielraum zu eröffnen und dem kirchlichen Leben "einen verlässlichen Rahmen" zu geben. (mpl/KNA)
9.6., 18 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme von Schüller und Waldorf sowie weitere Informationen.