"Ratzinger-Brunnen" und Co.: Vatikan modernisiert seine Wasser-Anlagen
Der 100. Brunnen des Vatikan ist ein ganz besonderer: Der Josephsbrunnen wurde 2010 zu Ehren des deutschen Papstes Benedikt XVI. errichtet. Er erinnert an den Taufnamen Joseph Ratzingers und ist dem Heiligen Joseph gewidmet. Der jüngste Brunnen des Vatikan schmiegt sich mitten in den Vatikanischen Gärten, direkt neben dem Governatorat, an einen grünen Hügel. Alles strahlt Ruhe aus, ein guter Ort zum Meditieren und Beten. Zugleich ist er ein Beispiel für grünes Bewusstsein im Vatikan: Das verwendete Wasser wird recycelt.
Kristallklar plätschert es von einer kleinen Palme im Hügel über naturbelassene Steine hinab in zwei Granitschalen. Links und rechts darüber drei schmale Steinblöcke, die wie Seiten eines offenen Buches wirken. Sie tragen Bronzetafeln des italienischen Bildhauers Franco Murer, die Szenen aus dem Leben des Heiligen Joseph zeigen.
Der Josephsbrunnen ist nicht nur einer der monumentalsten im Vatikan, sondern auch einer der symbolträchtigsten, erklärt die italienische Architektin Barbara Bellano: "Das Wasser steht etwa für Gnade, die wächst, wenn sie weitergegeben wird." Dementsprechend fließt ein kräftiger Strahl zunächst in eine mittelgroße Granitschale, um sich von dort wie ein Schleier in eine noch größere zu ergießen.
Bellano ist seit 2010 im Vatikan für die Kontrolle der Brunnen, deren Instandhaltung und Restaurierung verantwortlich. Den Josephsbrunnen kennt sie besonders gut, da sie als Mitarbeiterin des Architekten Giuseppe Facchini direkt an dem Projekt beteiligt war. Bei der Umsetzung wurde aus Respekt vor der Natur darauf geachtet, möglichst kein Wasser zu verschwenden: So wird das kühle Nass per Pumpmechanismus in einem geschlossenen Wasserkreislauf wiederverwendet.
Ressourcen respektieren
Schon unter Benedikt XVI. war Umweltschutz im Vatikan ein Thema. Unter dem Nachfolger des emeritierten Papstes bekam es noch einmal mehr Gewicht – nicht zuletzt dank Papst Franziskus' Umweltschreiben "Laudato si" aus dem Jahr 2015. Bei allen jüngeren Installationen im Vatikan wird laut Bellano darauf geachtet, natürliche Ressourcen zu respektieren und Konsum zu senken. Bei allem, was älteren Datums ist, wird fleißig nachgerüstet.
So begann man vor einiger Zeit, sämtliche Brunnen des Vatikan mit modernen Wasserrecycling-Anlagen auszustatten. Wo es auch eine Beleuchtung gibt, wird diese auf energiesparende LED-Lampen umgestellt. Mit gutem Beispiel voran gehen schon lange die wohl bekanntesten Brunnen des Vatikan: Die zwei Zwillingsfontänen auf dem Petersplatz, die links und rechts den Obelisken flankieren, wurden bereits 1965 mit einem Zirkulationssystem ausgestattet. Später kam die LED-Umrüstung hinzu, welche die Brunnen am Abend in helles Licht taucht. Ein beliebtes Fotomotiv; aber dennoch mehr als bloßer Dekor: Die Springbrunnen sollen auch an das Taufsakrament erinnern.
Und woher bekommt der Vatikan sein Wasser? Seit mehr als 90 Jahren kümmert sich Italien um die Wasserversorgung im Staat der Vatikanstadt. Möglich machen das die 1929 geschlossenen Lateranverträge mit dem Heiligem Stuhl. Artikel 6 sichert die Lieferung einer "angemessenen Menge von Wasser" zu. Das heißt andererseits, dass der Vatikan keinen großen Einfluss darauf hat, woher das Wasser kommt. Das entscheidet der römische Wasserversorger ACEA.
Seit der großen Sommerhitze von 2017 werde versucht, kein Wasser mehr aus dem Braccianer See zu entnehmen, sagt Bellano. Damals war der Wasserstand des unweit von Rom gelegenen Lago di Bracciano dramatisch gesunken. In der Hauptstadt Rom drohte eine Rationierung des Wassers; der Vatikan stellte – erstmals in seiner Geschichte – alle 100 Brunnen ab. 2019 war dies nicht nötig. Generell werde versucht, mit Nutz- wie Trinkwasser sorgsam umzugehen und auf die Umwelt zu achten, so die Brunnen-Beauftragte Bellano.
Gezielte Wassergabe
Zum Wassersparen rüstet der Vatikan daher nicht nur bei den Brunnen nach, sondern auch bei der automatischen Bewässerungsanlage für die Vatikanischen Gärten, die per Zeitschaltuhr gesteuert wird und inzwischen auch ferngesteuert betrieben werden kann. Laut Bellano werden zwölf Kilometer Leitungen auf ein neues System umgestellt, das teilweise auch unterirdisch direkt zu den Wurzeln führt und das Wasser gezielt abgibt und dosiert.
Die bisherige Bewässerungsanlage stammt aus dem Jahr 1932/33. In dieser Zeit wurde auch die Grundlage des aktuellen Wassernetzes im Vatikan geschaffen, das aus rund 85 Kilometer langen Leitungen besteht. Dazu gibt es übrigens eine präzise Übersichtskarte aus Marmor. Die Bewässerungsleitungen der Gärten sind dort in Lapislazuli-Blau verzeichnet.
Dank der neuen Technik werden in den Grünanlagen nun laut Bellano 60 Prozent weniger Gießwasser benötigt. Dennoch ist die Bewässerung per Gartenschlauch oder Gießkanne in den vatikanischen Gärten noch nicht ganz abgeschafft: Sie kommt etwa bei Pflanzen und Blumen in Kübeln noch zum Einsatz, berichtet ein Gärtner. Seit Juni sind die Vatikanischen Gärten übrigens nach den Corona-Sperrungen wieder zu besichtigen, zunächst aber nur bei gebuchten Bustouren.