Die geplante Neuausrichtung der Priesterausbildung lässt Fragen offen
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Ein Blick auf die reinen Zahlen genügt, um Verständnis für das Ansinnen der deutschen Bischöfe aufzubringen, die Standorte für die Priesterausbildung neu gewichten und konzentrieren zu wollen. Die Anzahl der Weiheanwärter sinkt deutschlandweit seit Jahren kontinuierlich. Viele Priesterseminare stehen weitestgehend leer, obwohl bereits einige Bistümer bei der Ausbildung kooperieren. Dass manche Häuser aufrechterhalten werden, obwohl nur noch eine Handvoll Weihekandidaten darin lebt, ist weder vermittelbar noch besonders zielführend. Schließlich braucht gerade ein junger Mann, der sich auf dem Weg zum Priesterberuf macht, das Leben in einer Gemeinschaft, die ihn trägt, bestärkt und Austausch über Erfahrungen von Kirche ermöglicht.
Aber wird die Reform am Ende so durchgeführt, wie sie von der zuständigen Arbeitsgruppe angedacht und dem Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz präsentiert wurde? Besonders interessant ist der Blick auf die vorgeschlagenen Orte für die Studienphase: München, Münster und Mainz. Das sieht zwar etwas nach Nord-Mitte-Süd-Proporz aus, hat aber mit den Kriterien zu tun, die der Ständige Rat für die Priesterausbildung beschlossen hat: unter anderem eine Theologische Fakultät, sprich ein Studium an einer vollwertigen Universität, eine Religionspädagogische Hochschule und die gleichzeitige Ausbildung von Pastoral- und Gemeindereferenten vor Ort. So weit, so einleuchtend. Dennoch bleiben einige Fragen offen: Will man wirklich auf einen Standort verzichten, der sich seit Jahren in der überdiözesanen Priesterausbildung bewährt hat, nämlich die Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main? Will man wirklich auf einen Standort verzichten, an dem gerade die Theologische Fakultät einen exzellenten Ruf genießt, beispielsweise Tübingen? Und will man wirklich Ostdeutschland weitestgehend außen vor lassen? Auch dort gibt es mit Erfurt eine renommierte Fakultät.
Vielsagend heißt es, dass die Vorschläge "Grundlage für weitere Diskussionen und Überlegungen" sind und die den einzelnen Diözesanbischof nicht von seiner Verantwortung für den konkreten Ausbildungsweg entbindet. Das bedeutet: Jeder Bischof entscheidet selbst, wo seine angehenden Priester ausgebildet werden. Nun wird ja nicht zuletzt beim Synodalen Weg deutlich, dass das deutsche Episkopat – um es diplomatisch zu formulieren – theologisch nicht unbedingt immer einer Meinung ist. Schwer vorstellbar, dass es ausgerechnet bei einem so sensiblen Thema anders sein sollte. Zumal mancher Bischof aktuell in Sachen Priesterausbildung eigene Projekte verfolgt. Das lässt sich etwa in Köln unter anderem an einigen Personalwechseln sowie einer umfassenden Sanierung des Priesterseminars festmachen. Es bleibt also spannend, zu welcher Entscheidung die Bischöfe kommen werden – und wer sie mitträgt.