Corona: Aerosol-Studie zu Chorgesang bringt erste Ergebnisse
Mehr Abstand nach vorn als zur Seite und ständige Lüftung - unter diesen Bedingungen halten Wissenschaftler die Wiederaufnahme von Chorsingen in Corona-Zeiten für verantwortbar. Am Freitag wurden erste Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die der Chor des Bayerischen Rundfunks (BR) mit Münchner Universitätsmedizinern und Strömungsmechanikern der Universität Erlangen durchgeführt hat. Dabei wurde auch das Ansteckungsrisiko beim Singen und Sprechen durch schwebende Kleinstpartikel (Aerosole) untersucht.
Die Auswertung der Messungen ergab die Empfehlung: Zu ihren Mitsängern nach vorn sollten die Chormitglieder zwei bis zweieinhalb Meter Abstand halten. Zur Seite genügten 1,5 Meter. Noch besser wären Trennwände zwischen den Sängern. Damit sich die Aerosole nicht ansammeln könnten, müssten die Räume permanent gelüftet werden.
Gesang mit chirurgischen Masken ist aus Sicht der Forscher eine Option für Kirchen- und andere Laienchöre. Durch sie würden große Tröpfchen komplett und Aerosole zum Teil herausgefiltert. Ein Teil der Aerosole sei bei den Messungen aber "leicht strahlartig nach oben und zur Seite" ausgetreten, erklärte der Strömungsmechaniker Stefan Kniesburges.
Probanden inhalieren Trägerlösung von E-Zigaretten
Für die Tests wurden zehn Probanden aus dem Chor des BR sowie zehn Bläser aus dem BR-Symphonieorchester herangezogen. Nacheinander mussten sie definierte Passagen in verschiedener Lautstärke singen, sprechen und spielen. Die Daten zu den Blasinstrumenten seien noch nicht ausgewertet, hieß es. Für die Studie kamen Hochgeschwindigkeitskameras, Laser-Equipment und Weißlicht zum Einsatz. Um die Verteilung von Aerosolen sichtbar zu machen, inhalierten die Probanden eine Trägerlösung von E-Zigaretten.
Die noch nicht veröffentlichte Studie soll Entscheidungsträgern und Musikern zur Verfügung gestellt werden, um neue allgemeingültige Vorgaben entwickeln zu können. "Bei Profichören im Konzert- und Opernbereich sowie im Laienchorsingen besteht weltweit ein großer Wissens- und Erkenntnishunger auf diesem Gebiet", sagte BR-Chormanagerin Susanne Vongries. Bisher gebe es zu den Ansteckungsrisiken innerhalb von Gesangsensembles nur wenige belastbare Erkenntnisse.
Chöre haben sich in der Vergangenheit immer wieder als Corona-Hotspots herausgestellt. So gab es Ansteckungsfälle bei Gesangsensembles in den USA, Amsterdam, aber auch in Berlin und Bayern. Der Chorbetrieb, Proben und Auftritte, ist Pandemie-bedingt daher derzeit weitgehend zurückgefahren oder eingestellt. (tmg/KNA)