Bischof Jung: Beispiel Schwaderlapp macht hoffentlich keine Schule
Würzburgs Bischof Franz Jung und der Diözesanrat der Katholiken haben sich für die Reformdebatte in der katholischen Kirche stark gemacht. Mit Blick auf den teilweisen Rückzug des Kölner Weihbischofs Dominikus Schwaderlapp aus dem Synodalen Weg sagte Jung am Samstag: "Ich hoffe nicht, dass dieses Beispiel Schule macht, auch wenn es in gewissen Kreisen gefeiert wird." Der Diözesanratsvorsitzende Michael Wolf sprach von einem Verweigern der Diskussion durch Schwaderlapp. Dies sei mit Verweis auf die absolutistische Verfassung der Kirche und die Entscheidungsbefugnis der Ortsbischöfe mit einer impliziten Infragestellung des Prozesses nicht zielführend.
Schwaderlapp hatte Ende Mai angekündigt, sich aus dem Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen" zurückzuziehen. Die dort mehrheitlich verfolgte Linie ziele auf eine Veränderung der kirchlichen Sexualmoral ab, begründete der Weihbischof damals seinen Entschluss. Dieser Weg sei nicht der seine. In die Synodalversammlung wolle er sich weiter einbringen.
Der Würzburger Diözesanratsvorsitzende erklärte, wenn die Beteiligten in ein Gegeneinander anstelle eines Miteinanders gerieten, werde sich der Schrumpfungsprozess der Kirche fortsetzen oder gar beschleunigen. "Vergessen wir nicht: Was heute von Vielen als 'unveränderlich' oder 'gottgegeben' angesehen wird, ist es nicht. Es ist eine lange Tradition, die von menschlichen Wünschen und an mancher Stelle auch von äußeren Zwängen bedingt ist. Die frohe Botschaft ist göttlich, das Kirchenrecht nicht."
Reformprozess müsse zu einem guten Ende gebracht werden
Der durch den Missbrauchsskandal in Gang gesetzte Prozess müsse zu einem guten Ende gebracht werden, betonte Wolf. Der Bischof kündigte bei der außerordentlichen Vollversammlung des Diözesanrats an, dass zur Aufarbeitung der Fälle sexualisierter Gewalt im Bistum im Herbst eine unabhängigen Studie zur Erfassung der Vorgänge beginnen soll.
Nach intensivem Ringen hatten die deutschen Bischöfe im Frühjahr 2019 einen auf zwei Jahre angelegten, verbindlichen Synodalen Weg beschlossen. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen. Unter Mitarbeit von katholischen Laien und externen Experten wollen die Bischöfe ihre Positionen zu diesen Fragen klären und durch den Missbrauchsskandal verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Aufgrund der Corona-Krise hat sich der Fahrplan des Synodalen Weges verzögert. Am Wochenende hatte sich das Forum zu Machtfragen in Frankfurt zu einer ersten Sitzung getroffen. Dabei wurden die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, und der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zu Vorsitzenden gewählt. Am Montag ist eine Videokonferenz des Forums zu Sexualmoral angekündigt, am 13. und 14. Juli eine Zusammenkunft des Forums zu priesterlichen Lebensformen. Diese Arbeitsgruppe will sich ebenfalls in Frankfurt treffen. (tmg/KNA)