Sonderpreis für Beitrag über kirchlichen Missbrauchsskandal

Das sind die Träger des Katholischen Medienpreises 2020

Veröffentlicht am 15.07.2020 um 13:59 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Jedes Jahr vergeben Bischöfe und katholische Journalisten gemeinsam den Katholischen Medienpreis. Dieses Jahr werden Beiträge über den Missbrauchsskandal in der Kirche, die Situation im Jemen und die chinesische Familienpolitik ausgezeichnet.

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Der Katholische Medienpreis geht in diesem Jahr an die "Zeit"-Redakteure Amrai Coen und Malte Henk sowie an Nanfu Wang und Jialing Zhang für eine Arte-Dokumentation. Den mit 2.000 Euro dotierten Sonderpreis der Jury erhält Veronika Wawatschek für ihren bei Bayern 2-Radio Revue ausgestrahlten Beitrag "Kirche, was tust Du? 10 Jahre Missbrauchsskandal und kein Ende", wie die Deutsche Bischofskonferenz am Mittwoch in Bonn mitteilte.

Coen und Henk erhalten die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Kategorie "Print" für ihren Beitrag "Wenn sie euch nicht in den Jemen lassen, berichtet trotzdem!". Die Autoren hätten sich auf den Weg in den seit Jahren umkämpften Jemen gemacht und nicht aufgegeben, als ihnen die Einreise verweigert wurde, hieß es zur Begründung. Sie versuchten stattdessen mit Anrufen, Internet und der Hilfe von Kollegen vor Ort über die Menschen im Jemen zu berichten. "Die Transparenz, mit der das Autorenteam vorgeht, hilft, dem Journalismus in Zeiten von Plagiats- und Lügenpresse-Vorwürfen Glaubwürdigkeit zurückzugeben."

Auszeichnung für Doku über Ein-Kind-Politik Chinas

Die ebenfalls mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Kategorie "Elektronische Medien" geht an die beiden in China geborenen Journalistinnen Nanfu Wang und Jialing Zhang. In ihrer TV-Doku "Land der Einzelkinder" beschreiben sie die Ein-Kind-Politik des Landes und des kommunistischen Systems. "Was sie erfahren, ist monströs, dabei beleuchten sie auch die Mitverantwortung des Einzelnen", befand die Jury. Die beiden Autorinnen bewegten sich journalistisch, inhaltlich und ästhetisch auf höchstem Niveau "und werben so für humanitäres und soziales Verantwortungsbewusstsein als Grundlage und Voraussetzung für menschenwürdiges Zusammenleben".

Die Auszeichnungen überreichen wird der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, am 12. November im LVR-LandesMuseum Bonn. Fürst ist Medienbischof der Bischofskonferenz und Vorsitzender der Jury des Medienpreises.

Seit 2003 wird der Katholische Medienpreis jährlich von der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband ausgeschrieben.

185 Beiträge standen zur Auswahl

Insgesamt hatte die Jury diesmal die Wahl aus 185 Beiträgen. Für die Kategorie "Elektronische Medien" wurden 102 Beiträge eingereicht, davon 40 Fernseh- , 36 Radio- und 26 Internetangebote. In der Kategorie "Printmedien" waren es 83 Beiträge.

Zur Jury gehörten neben Fürst: Katja Auer (Teamleiterin der Bayernredaktion der "Süddeutschen Zeitung"), Andrea Groß-Schulte (Chefredakteurin der Liborius Verlagsgruppe), Albert Herchenbach (ehemaliger Chefredakteur "stadtgottes"), Wolfgang Küpper (ehemaliger Redaktionsleiter Bayerischer Rundfunk, Religion und Orientierung), Andreas Kuschbert (Chefredakteur des Bamberger "Heinrichsblatts"), Michaela Pilters (ehemalige Leiterin der ZDF-Redaktion "Kirche und Leben"), Dagmar Reim (ehemalige Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg) und Katharina Zeckau (Hörfunk Bayerischer Rundfunk).

Im vergangenen Jahr wurden Veronika Wulf, Hans Block und Moritz Riesewieck mit dem Katholischen Medienpreis ausgezeichnet. Den Sonderpreis der Jury erhielt Heribert Prantl. Ende 2018 war Claas Relotius der Katholische Medienpreis aberkannt worden, den er 2017 erhalten hatte. Dieser Schritt war erfolgt, nachdem der ehemalige "Spiegel"-Reporter zugegeben hatte, den prämierten Beitrag "Königskinder" in wesentlichen Punkten gefälscht zu haben. (mal/KNA)