Vatikan-Instruktion: Wenn die Laien gefragt worden wären...
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Die Kongregation für den Klerus hat ihr jüngstes Papier veröffentlicht. Sie überrascht mit einer treffenden Analyse der Situation heutiger Pfarreien. Sie spricht von "Kreativität", von "neuen Erfahrungen", sieht sich getrieben von "heiliger Unruhe". Ja, sie würdigt "die Verkündigung des Evangeliums durch Männer und Frauen". Sie betont, dass "die Evangelisierung eng an die Qualität der menschlichen Beziehungen gebunden ist" und fordert sogar die Überwindung einer "Klerikalisierung der Pastoral". Das weckt Hoffnung.
Aber da sie nun einmal für den Klerus spricht – wie soll sie da im zweiten Teil anders argumentieren, als sie es tut? Sie spricht von der "Leitung der Hirten", "über den Dienst und die Sendung der Priester", von "Hirten" die gehalten sind, "die Gläubigen zu bilden" und die "wegen ihres Hirtendienstes ... zusammen mit dem Bischof an erster Stelle der grundlegende Bezugspunkt für die Pfarrgemeinde" sind. Der Pfarrer ist der "eigene Hirte der ihm übertragenen Pfarrei", der "von Rechts wegen die Pfarrei bei allen Rechtsgeschäften" vertritt und auf "unbegrenzte Zeit zu ernennen" ist. Und dass sich das Leitungsamt der Hirten deutlich von der Verantwortung der Lai*innen für die Welt unterscheidet! So hat es das Kirchenrecht festgelegt.
Wie kann es da sein, dass bereits voller Kreativität (wird diese nicht eingefordert?) neue Modelle kirchlichen Gemeinschaftslebens entwickelt wurden und gelebt werden?
Weil sie nicht in kirchenrechtlich zementierte Vorstellungen passen, in denen den Lai*innen gerade einmal 15 Zeilen gewidmet werden.
Was wäre herausgekommen, wenn die Lai*innen-Einrichtung im Vatikan die gleichen Machtbefugnisse und das gleiche Gewicht hätte? Was hätte die Instruktion für die Zukunft der Lai*innen dann beinhaltet?
Dass von Christus selbst in seine Kirche berufene Frauen und Männer keine Instanz brauchen, die sich zwischen ihn und die gesendeten Gläubigen stellt. Nicht die Beauftragung durch Amtsträger bewirkt die Charismen; sie erwachsen aus der Würde des Christin- und Christ-Seins.
Dass es Regeln braucht, sie aber nicht die Luft zum Atmen nehmen dürfen.
Die Autorin
Agnes Wuckelt war Professorin für Praktische Theologie und ist stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).Hinweis
Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.Aktualisierte Version.