Standpunkt

Sakramente dürfen kein Geld kosten

Veröffentlicht am 29.07.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Gebühren für Trauungen und gelesene Messen sind vielerorts gang und gäbe. Ein Skandal, findet Theresia Kamp. Denn damit konterkariere die Kirche ihre eigene Botschaft. Dem widerspreche nicht zuletzt Papst Franziskus.

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In der Aufregung über die neue Vatikan-Instruktion zur Umkehr der Pfarrgemeinden ist ein wichtiger Teil unter den Tisch gefallen. Das Papier hinterfragt kritisch den Umgang der Kirche mit Gebühren. Es geht um Messstipendien, die gezahlt werden, damit in der Eucharistiefeier für eine bestimmte Person gebetet wird, und um Stolgebühren, die zum Beispiel bei einer kirchlichen Trauung fällig werden. Diese Gebühren sind gang und gäbe. Im Papier aber steht: "Es handelt sich um einen naturgemäß freiwilligen Beitrag vonseiten des Spenders […], nicht aber um einen 'zu bezahlenden Preis' oder um eine 'einzufordernde Gebühr' im Sinne einer Art 'Sakramentensteuer'."

Von Freiwilligkeit ist oft nichts zu spüren. Eine Messe "kostet" in einer deutschen Beispiel-Pfarrei fünf Euro, eine Trauung 25 Euro, mit Brautmesse 30 Euro. Je nach Land und Bistum sind die Preise unterschiedlich. Trotz anders lautender Beteuerungen kann durch diese genau bezifferten Beträge nur der Eindruck entstehen, dass Sakramente etwas kosten. Dass ich Geld zahle, wenn ich für jemanden beten lassen oder ein Sakrament empfangen möchte, ist ein Skandal. Die Kirche soll Gottes Liebe sichtbar werden lassen. Diese Botschaft kann nicht ankommen, wenn zuerst die Kasse klingeln soll. Das gilt besonders für die Menschen, die neu erreicht werden sollen. Für langjährige Kirchenmitglieder mag das Gebührensystem selbstverständlich sein. Aber neuen Interessierten von Gottes bedingungsloser Liebe zu erzählen und gleichzeitig eine Gebühr für einen Gottesdienst zu verlangen, ist ein Widerspruch.

Auf einem anderen Blatt steht, dass die Gläubigen ihre Pfarrei selbstverständlich unterstützen können. Das hat in Ländern, in denen es keine Kirchensteuer gibt, noch einmal eine ganz andere Relevanz. Aber das sollte aus Solidarität und Verbundenheit geschehen und nicht, indem sie ein konkretes Sakrament "bezahlen". Entsprechend schlägt die Instruktion eine anonyme Sammlung vor, bei der jeder geben kann, was er möchte.

Schon jetzt gibt es Gemeinden, die auf die Stolgebühren verzichten. Das verhindert nicht nur den Eindruck, dass Sakramente etwas kosten, sondern ist auch ein handfestes Zeichen pastoraler Zugewandtheit. Um es mit der kernigen Sprache von Papst Franziskus auszudrücken: "Die Messe zahlt man nicht. Die Messe ist das Opfer Christi, das umsonst ist. Wenn du eine Spende geben willst, tu das; aber man bezahlt nicht."

Von Theresia Kamp

Die Autorin

Theresia Kamp ist Theologin und Romanistin. Sie arbeitet als freie Mitarbeiterin für verschiedene katholische Medien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.