Entscheidungen früherer Päpste seien dafür verantwortlich

Theologin Knop: Kirche bei Frauenfrage in "Sackgasse"

Veröffentlicht am 02.08.2020 um 09:22 Uhr – Lesedauer: 

Salzburg ‐ Die Kirche müsse einen "Mentalitätswandel" durchlaufen, fordert die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop: Sie habe bedeutende gesellschaftliche Entwicklungen nicht mitgemacht – etwa in der Frauenfrage. Knop spricht sogar von einer "Sackgasse".

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Die Erfurter Theologin Julia Knop sieht die Kirche in der Diskussion um Weiheämter für Frauen in einer "Sackgasse". Ein bedeutender Grund dafür seien Entscheidungen früherer Päpste, sagte die Dogmatik-Professorin im Interview der "Salzburger Nachrichten" (Samstag). Auch wenn die Bereitschaft der katholischen Kirche in jüngster Zeit merklich gestiegen sei, Frauen in wichtige Positionen zu bringen, bleibe die Weihe als Grenze; andere christliche Konfessionen seien hier schon deutlich weiter gekommen. Die Kirche müsse sich den offenkundig werdenden Systemproblemen stellen und einen "Mentalitätswandel" durchlaufen, selbst wenn dieser "eine ganze Generation lang" dauern könne.

Fragen zu früher tabuisierten "Dauerbrennern" wie Geschlechtergerechtigkeit, Amt oder Zölibat sollten offen diskutiert und adäquate Reaktionen gesucht werden, da sich "alte Antworten" darauf als Mitverursacher von Missbrauch in allen Abstufungen erwiesen hätten, so Knop weiter. Sie nimmt derzeit mit einem Podcast-Gespräch an den "Salzburger Hochschulwochen" teil.

Knop hofft auf "Umbruch" in Kirche

Statt "den Amtsträger in den Himmel zu loben und ihn zu einer besonderen Mittlergestalt zu stilisieren", müsse das kirchliche Weiheamt "geerdet und rechenschaftspflichtig" werden, forderte Knop. Allgemeine Standards wie Transparenz, Kontrolle, Gewaltenteilung und Geschlechtergerechtigkeit hätten sich auch in der katholischen Kirche durchzusetzen. Diese sei institutionell "irgendwann aus der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung ausgestiegen" und müsse dies nun nachholen, um Menschen noch zu erreichen. Schließlich könne das Evangelium nicht "zu allen Zeiten auf dieselbe Weise" vermittelt werden, so die Theologin.

Hoffnung auf einen "Umbruch" in der Kirche hat Knop dennoch. Erfahrungen wie etwa bei der Amazonas-Synode 2019 hätten gezeigt, "dass faktisch weiter darüber diskutiert wird". Auch bei anderen Themen wie Religionsfreiheit oder der Bewertung der Todesstrafe habe die Kirche frühere Lehren durchaus korrigiert.

Die Corona-Zeit könnte einen Wandel auch der Liturgie beschleunigen, vermutet die Dogmatikerin. Die Zäsur des Lockdown habe bei Gläubigen Nachdenkprozesse über die Sonntagsgestaltung und eigene Prioritäten in der Religionsausübung eingeleitet. Das habe einem "individuellen, pluralen und säkularen Denken und Leben" Vorschub geleistet. Die Kirche müsse darauf reagieren und den Gläubigen mehr zutrauen. (rom/KNA)