Regensburger Martin Priller über DBK-Vorschlag zur Reduzierung der Standorte

Regens fürchtet fehlende ortskirchliche Prägung der Priesterausbildung

Veröffentlicht am 07.08.2020 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Wie sinnvoll ist es, die Priesterausbildung in Deutschland auf wenige Standorte zu reduzieren? Der Regensburger Regens Martin Priller findet: Es kommt auf die Qualität der Ausbildung an, es dürfe nicht nur in Institutionen gedacht werden.

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Der Regens des Regensburger Priesterseminars, Martin Priller, befürchtet, dass es durch den Vorschlag einer Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz zur Reduzierung der Standorte in der Priesterausbildung weniger Vielfalt und ortskirchliche Prägung gibt. "Ich bedauere sehr, dass nach der öffentlichen Festlegung auf mögliche Standorte die Diskussion sich fast ausschließlich um eine Art Verteilungskampf dreht", sagte Priller am Donnerstag gegenüber der Wochenzeitung "Die Tagespost". Standorte zu schließen löse keine Probleme, sondern schaffe neue. Es gehe vielmehr um die Qualität der Ausbildung.

Verschiedene Standorte hätten ihre "besonderen Prägungen und Charismen", so Priller weiter. Außerdem wäre es auch für Kandidaten aus den alten Bundesländern bereichernd, eine Zeit lang die Diaspora-Situation in den neuen Bundesländern zu erleben. Es wäre schade, wenn diese Kompetenzen verloren gingen. Stattdessen könne man sie "auch für andere fruchtbar machen", indem solche Elemente in überdiözesanen Ausbildungseinheiten vermittelt würden.

Kooperation statt institutioneller Zusammenlegung

Denkbar sei etwa "Medienschulung, Rhetorik, liturgische Ausbildung, Studientage zu aktuellen Fragestellungen und so weiter". Die bayerischen Regenten hätten bereits über die Idee einer Ferienakademie mit wechselnden Themen an wechselnden Standorten für alle Seminaristen nachgedacht. Auch die Zusammenarbeit mit Institutionen außerhalb des kirchlichen Raums hält er für denkbar, so hätte sein Haus eine Zusammenarbeit mit einer Designklasse der örtlichen Fachhochschule zur Gestaltung liturgischer Gefäße geplant, die wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste. Unter anderem das zeige jedoch: "Man darf Kooperationen nicht nur als Zusammenlegung von Institutionen sehen."

In Regensburg arbeite man bereits an einer Ausbildungsreform, die unter anderem während der Vorlesungszeit weniger Kurse der Priesterausbildung vorsieht und den Praxisbezug durch mehr Praktika in der Pfarreiarbeit vertieft. "Wir halten diese Pläne für kompatibel mit den von den Bischöfen vorgelegten Ideen." Des Weiteren gebe es bereits eine Zusammenarbeit mit dem Priesterseminar in Passau. Aufgrund dieser Erfahrungen könne er sagen, dass die Qualität einer solchen Kooperation stets von den handelnden Personen abhänge.

Laut dem Vorschlag der Arbeitsgruppe soll es für die Priesterausbildung in Deutschland einige wenige Standorte geben. Priesteramtskandidaten sollen nur noch in Münster, Mainz und München studieren; die voruniversitäre Einführungsphase (Propädeutikum) soll in Freiburg und Bamberg, der nachuniversitäre Pastoralkurs in Paderborn, Erfurt, Rottenburg-Stuttgart und einer noch zu benennenden bayrischen Stadt absolviert werden. Die Pläne sind sowohl in der Wissenschaft wie auch unter den Oberhirten umstritten. (cph)