Stellung des Pfarrers "eine Selbstverständlichkeit"

Voderholzer: Bin sehr dankbar für Vatikan-Instruktion

Veröffentlicht am 14.08.2020 um 14:36 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg/Tirschenreuth ‐ In Deutschland wurde die Vatikan-Instruktion zu Pfarrgemeinden zum Teil scharf kritisiert. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer findet das merkwürdig. Er begrüßt das Schreiben ausdrücklich.

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Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat die Vatikan-Instruktion zu Pfarreireformen deutlich gelobt. "Ich begrüße dieses Schreiben ausdrücklich und bin sehr dankbar dafür", sagte er laut Predigtmanuskript bei einem Pontifikalamt am Donnerstag.  

Die Instruktion beginne mit einem Bekenntnis zur Pfarrei "als einer wichtigen und notwendigen Lebensform von Kirche, die die Kirche als 'Haus inmitten der Häuser' territorial gegenwärtig sein lässt", so Voderholzer. Das Bekenntnis zur Pfarrei als Kirche vor Ort sei nicht selbstverständlich. "In manchen Bistümern kommt es im Rahmen von Zukunftsplänen zur Bildung von großen pastoralen Räumen mit Auflösung von vielen Pfarreien", so Voderholzer. Auch in der evangelischen Kirche werde in einem jüngst vorgestellten 11-Punkte-Plan die Bedeutung der Pfarrei und des sonntäglichen Gottesdienstes infrage gestellt. "Das steht für uns nicht zur Debatte!", so der Regensburger Bischof. 

"Dies ist nichts Neues"

Der Kleruskongregation sei es mit der Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirchevor allem wichtig, dass auch die Pfarrei der ständigen Bekehrung bedürfe. Das bedeute, der Versuchung zu widerstehen, in einen routinierten Betrieb zu verfallen und sich als Verein neben anderen zu verstehen und die eigentliche Sendung aus dem Blick zu verlieren.  

Im zweiten Teil des Schreibens werde daran erinnert, dass Letztverantwortung in einer Pfarrei nur einem Pfarrer zukommen könne. "Dies ist nichts Neues und – gerade auch im Licht der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils – eine Selbstverständlichkeit", so Voderholzer. "Umso merkwürdiger ist es, dass einige Kommentatoren daran Anstoß nehmen." Einige sähen sogar einen Widerspruch im Text zwischen dem ersten und dem zweiten Teil. "Aber eine solche Interpretation übersieht, dass die Erinnerung an die Verantwortung des Priesters nicht eine beliebige kirchenrechtliche Bestimmung ist, sondern dass sie mit dem missionarischen Wesen von Kirche zusammenhängt." Die Leitung der Kirche durch einen geweihten Pfarrer mache deutlich, dass die Kirche als Ganze und jede Pfarrei "erst einmal Frucht einer Mission ist".

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Er stimme voll mit Kardinal Kasper überein, der in seiner Würdigung der Instruktion schrieb, dass eine ständige Problematisierung des Priesterberufs den Priestermangel noch verschärfe, sagte Voderholzer weiterMan bekomme statt der schlechtgeredeten Priester nicht mehr andere kirchliche Berufe. "Das Gegenteil ist der Fall", so der Regensburger Bischof. "Wenn wir aber vom Himmel wieder mehr Priesterberufe erbitten und empfangen, wird es auch in den vielen anderen pastoralen Berufen, angefangen bei den Religionslehrern und -lehrerinnen, den Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, den Kirchenmusikern, den Diakonen und nicht zuletzt den Ordenschristen auch wieder mehr Berufungen geben." 

Voderholzer feierte das Pontifikalamt am Donnerstag anlässlich des 400. Fatimatages im Wallfahrtsort Tirschenreuth im Bistum Regensburg. 

Lob und Kritik von den deutschen Bischöfen

Am 20. Juli hatte der Vatikan seine Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" veröffentlicht. Die große Mehrheit der deutschen Bischöfe hat mit Kritik auf das im Vatikan-Papier reagiert und die Instruktion unter anderem als realitätsfern und rückwärtsgewandt bezeichnet. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode etwa sieht in dem Papier eine "Umkehr zur Klerikalisierung".    

Einige Oberhirten kündigten an, trotz der Instruktion an ihren Plänen zu Pfarreienreformen festzuhalten. Es gab jedoch auch zustimmende Äußerungen. So verteidigten unter anderem der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt das Schreiben. (cbr)