Gelato für den Papst: Wie eine Eisbombe zum Medienthema wurde
Der Papst hat es gut. Der Papst bekommt Eis. Über Rom lastet brütend die Sommerhitze, im Vatikan dreht eine verminderte Kurienmannschaft das Mahlwerk der Kirchenzentrale – die zähe Reform der Leitungsstrukturen, delikate Verhandlungen mit China, eine wenig aussichtsreiche Konsolidierung der Finanzen. Nichts als hartes Brot. Papst Franziskus, bekannt für seinen frugalen Lebensstil, verzichtet auf Urlaub und arbeitet durch. Wer ihm in diesen Wochen Erquickung verschafft, ist Maria Grazia Magrini aus Roseto degli Abruzzi. So berichtet es die Lokalzeitung "Il Centro" in Pescara.
Magrini, Inhaberin der Gelateria Mario Magrini, schickte dem Kirchenoberhaupt eine Eisbombe in den Geschmacksrichtungen Panna, Fior di latte und Caffe. Die entscheidende Hilfestellung zu der freundlichen Geste kam den Angaben zufolge von einem Bürger aus der unweit gelegenen Kleinstadt Basciano, der mit dem Papst gut bekannt sein soll. Er bestellte bei Magrini, einem Familienunternehmen von durchaus gutem Ruf, die Spezialität des Hauses, einen "Mattone", wörtlich eigentlich "Backstein".
Transport unter prekären Bedingungen
Für die Gelateria Magrini, gelegen in einem ansonsten unauffälligen Lokal an der vielbefahrenen Uferstraße von Roseto mit Blick auf die Adria, war es zweifellos ein besonderer Auftrag. Gegründet 1921, steht der kleine Traditionsbetrieb gewissermaßen am Beginn eines Jubeljahres. Was könnte schöner sein, als zum 100-jährigen Bestehen dem Papst einen Segen zu erweisen und seinen Segen zu erbitten. "Wie wir für Sie beten, beten Sie bitte auch für uns", schrieb Familie Magrini auf ein begleitendes Kärtchen.
Der Mittler aus Basciano übernahm den heikelsten Teil. Für das Kirchenoberhaupt, das sich einmal als Papst "vom anderen Ende der Welt" vorstellte, transportierte er die Eisspezialität vom anderen Ende Italiens: gut 200 Autokilometer quer über den italienischen Stiefel, wohlverpackt in Styropor, aber eben doch unter prekären Bedingungen. Franziskus, heißt es jedenfalls, sei gerührt gewesen. Ein Mitarbeiter rief in Roseto an und warnte die Spender vor, es könne demnächst ein persönliches Dankeschön folgen.
Vergangene Woche klingelte bei Maria Grazia Magrini laut "Il Centro" das Telefon, und der Papst war dran. Er lobte den Mattone. Dann sprach man eine Viertelstunde über Speiseeis und Religion. Das Unternehmen wolle dazu keine Erklärung abgeben, schreibt die Zeitung, und selbstverständlich sickern aus der Papstresidenz Santa Marta weniger Informationen als Eis aus einer Styroporbox. Magrinis Facebook-Seite erwähnt das frohe Ereignis mit keiner Silbe.
Die Geschichte hat ihre Plausibilität, auch wenn derartige Episoden leicht nach PR schmecken. So schwebt beispielsweise um das Lokal "Hedera" unweit des Vatikan die Aura der "Gelateria des Papstes". Der Inhaber Francesco Ceravolo, studierter Jurist und Eismacher aus Passion, schickte 2013, im Jahr seiner Unternehmensgründung und der Wahl von Franziskus, eine Eistorte in den Vatikan und gilt seitdem als Lieferant des päpstlichen Hauses. Als Marketing-Gag erfanden Genueser Gelatieri zum Besuch des Papstes 2017 zwei Sorten, die auf seine argentinische Heimat anspielten: "Dulce de leche" und ein Sorbet auf der Basis von Mate-Tee.
Ein Papst mit süßem Zahn
Dass Franziskus einen süßen Zahn hat, ist unbestritten und psychologisch begründet: "Gott ist groß, er ist der Gott der Herrlichkeit, er ist mit dir auf dem Weg und gibt dir sogar ein Eis, wenn's nötig ist", sagte er einmal. Er bezog sich dabei auf eine schmerzhafte Mandeloperation als Kind, nach der er mit Eiscreme beköstigt wurde.
Wenigstens ein Detail gab Maria Grazia Magrini zu den Eis-Vorlieben des Papstes preis. Unter den drei zugesandten Geschmacksrichtungen soll "Caffe" sein besonderes Lob gefunden haben. Ein herb-süßer Muntermacher im Sommerloch.