Hirtenwort zum Umgang mit der Corona-Pandemie

Bistum Görlitz: Bischof Ipolt hebt Dispens von Sonntagspflicht auf

Veröffentlicht am 29.08.2020 um 19:00 Uhr – Lesedauer: 

Görlitz ‐ Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt wendet sich an die Gläubigen seines Bistums, erstmals auch über YouTube. Das Leben nach Corona werde ein anderes sein, sagt Ipolt. Er ermutigt alle Christen, wieder "physisch" zur Messe zu kommen.

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Nach Ansicht des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt wird die Corona-Pandemie die Kirche und das Leben in den Pfarrgemeinden auch langfristig verändern. Das kirchliche Leben werde ebenso wie das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben "nach Corona anders sein", schreibt Ipolt in einem am Samstagabend veröffentlichten Hirtenwort, das an diesem Wochenende in allen Gottesdiensten des Bistums Görlitz verlesen werden soll und zugleich als erstes Video auf dem ebenfalls am Samstagabend gestarteten YouTube-Kanal der Diözese abrufbar ist. "Wir können nicht dort einfach weiter machen, wo wir im März aufgehört haben. Vielleicht müssen wir neue Formen des Miteinanders entwickeln und Brücken – auch mit Hilfe der sozialen Medien – noch fester bauen", so der Bischof.

Es stimme ihn zuversichtlich, dass Christen ihren Glauben auch in vergangenen Zeiten unter schwierigen und widrigen Umständen gelebt hätten, und er sei sicher, dass dies auch heute gelingen könne. "Wir werden auch künftig unseren Gott in der Liturgie feiern, sein Evangelium verkünden und die Werke der Caritas tun. Nur wie und auf welche Weise, das wird die Zukunft zeigen und dazu braucht es weiterhin unsere Fantasie", so Ipolt wörtlich. Hygieneregeln wie Abstandhalten oder der Verzicht auf Händeschütteln müssten nicht zur Folge haben, dass man sich aus den Augen verliere: "Trotz Maske können wir einander ansehen".

Bischof: Dispens von der Sonntagspflicht nicht mehr nötig

Der Bischof kündigt in seinem Schreiben weiter an, die im Frühjahr wegen der Pandemie ausgesprochene Aufhebung der Sonntagspflicht nicht länger aufrechtzuerhalten. Da sich bei den Corona-Regeln inzwischen manches gelockert habe und der Gottesdienstbesuch unter Einhaltung hygienischer Vorschriften durchaus wieder möglich sei, "halte ich eine Dispens vom Sonntagsgottesdienst jetzt nicht mehr für nötig, sondern ermutige Sie alle wieder zur Treue in der Mitfeier der sonntäglichen Eucharistie", betont Ipolt. Er bitte die Gläubigen, auch ängstliche oder besorgte Gemeindemitglieder zur Teilnahme am Gottesdienst bewusst einzuladen: "Sollte die Platzzahl in Ihrer Kirche wegen des gebotenen Abstands tatsächlich nicht ausreichen, dann feiern Sie bitte in der Woche eine Heilige Messe mit. Wir haben es alle in den letzten Monaten gemerkt: Die physische Anwesenheit bei der Eucharistiefeier ist doch etwas anderes, als eine Messe vor dem Fernsehen wirklich mitzufeiern."

In seinem Hirtenwort dankt Ipolt darüber hinaus allen Katholiken seines Bistums für ihr Verhalten während der bisherigen Pandemie und ihren Umgang mit den dadurch bedingten Einschränkungen. Er wolle seinen aufrichtigen Dank aussprechen "für die Sorgfalt und das vorbildliche Verhalten, mit dem Sie in den letzten Wochen und Monaten geholfen haben, dass es in unseren Gemeinden keine Ausbreitung der Pandemie gegeben hat", schreibt der Bischof. Ausdrücklich nennt er in seinem Hirtenwort Priester und pastorale Mitarbeiter, Familien und die Mitarbeiter in den caritativen Einrichtungen.

Bistum will "künftig auch bewegte Bilder" ins Internet senden

"Bei aller Sorge und manchen Ängsten haben wir dennoch allen Grund zu danken. Gott hat uns, so meine ich, durch diese Pandemie manches gezeigt und gelehrt", so Ipolt wörtlich. Er habe auf jeden Fall die Aufmerksamkeit füreinander und das Wissen um die Kostbarkeit des Lebens wachsen lassen: "Wir haben tiefer erfahren, dass wir unser Leben nicht selbst in der Hand haben. Wie wichtig ist doch in solchen Zeiten das Wissen um einen Gott, der Mensch geworden ist und darum alles mit uns teilt." Das alte Sprichwort "Not lehrt beten!" habe wohl in der letzten Zeit neu an Bedeutung gewonnen.

Mit Blick auf den neuen YouTube-Kanal erklärte das Bistum, dass man "künftig auch bewegte Bilder" in das Internet senden wolle. Das Video zum Hirtenwort, das als bislang einziger Beitrag auf dem diözesanen Kanal zu sehen ist, sei am Freitagvormittag in Görlitz produziert worden. "Weitere Beiträge werden folgen, so zum Stand der Innensanierung der Kathedrale Sankt Jakobus, die trotz Corona im Zeitplan verläuft", kündigte das Bistum an. (stz)