Italienisches Messbuch: Bleibt das "für alle" in den Wandlungsworten?
Das neue italienische Messbuch wird wohl weiterhin die Formulierung "für alle" in den Wandlungsworten verwenden. Im Messbuch, das dem spanischen Onlinemagazin "Religion Digital" und dem Liturgie-Blog "Pray Tell" vorliegt, lautet die Passage weiterhin "per voi e per tutti" ("für euch und für alle"). Eine offizielle Bestätigung steht noch aus; die Zeitung "Avvenire" spricht allerdings auch Änderungen in den Wandlungsworten, ohne Details zu nennen. Im Hochgebet haben die Wandlungsworte eine zentrale Stellung. In der deutschen Fassung lauten sie für den eucharistischen Wein "Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden."
Die italienischen Bischöfe hatten ihr neues Missale am Freitag Papst Franziskus in einer Audienz vorgestellt. Die Texte seien bereits im Vorjahr vom Papst genehmigt worden. Das Messbuch wird in den kommenden Wochen veröffentlicht und kann dann sofort in der Liturgie verwendet werden, ab Ostersonntag 2021 ist es verbindlich zu nutzen. Laut einer Mitteilung der italienischen Bischofskonferenz habe sich Papst Franziskus beim Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, für die Arbeit am neuen Messbuch bedankt und die Kontinuität in der Umsetzung des Konzils. Bassetti betonte, man habe sich um eine Verbesserung "in theologischer, pastoraler und stilistischer Hinsicht" bemüht.
Kontroversen um wörtliche Übersetzungen
Bisher war bekannt, dass im Messbuch nur kleinere Änderungen vorgenommen wurden. Die bedeutendste Neuerung ist die schon seit 2018 bekannte Neufassung der Vaterunserbitte "führe uns nicht in Versuchung". Im Italienischen heißt es seither statt "e non ci indurre in tentazione" "non abbandonarci alla tentazion" ("überlasse uns nicht der Versuchung").
Die Übersetzung der Wandlungsworte in den Messbüchern verschiedener Landessprachen war in den vergangenen Jahren ein Konfliktpunkt. 2001 hatte die Gottesdienstkongregation in der Instruktion "Liturgiam Authenticam" eine stärkere Orientierung am lateinischen Wortlaut angemahnt. Unter Papst Benedikt XVI. wurde die Verwendung der Formulierung "für viele" in verschiedenen offiziellen Sprachversionen verankert, so etwa in der englischen und der spanischen. Im deutschen Sprachraum wurde trotz einer Intervention von Papst Benedikt XVI. an der Formulierung "für alle" festgehalten. In einem Brief an den damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, betonte der Papst 2012, dass "bei der neuen Übersetzung des Missale das Wort 'pro multis' als solches übersetzt und nicht zugleich schon ausgelegt werden" müsse.
2017 hatte Papst Franziskus mit der Instruktion "Magnum Principium" die Rolle der Bischofskonferenzen bei den Übersetzungen wieder gestärkt, nachdem das Prinzip der Wörtlichkeit, das von "Liturgiam Authenticam" stark betont wurde, in vielen Sprachen zu holprigen und unschönen Formulierungen geführt hatte. Im selben Jahr löste eine Predigt des Papstes Spekulationen über eine Positionierung im "pro multis"-Streit zugunsten der von seinem Vorgänger vertretenen Position aus. (fxn)