Nach Voderholzer-Kritik: Bode und Sattler übernehmen Verantwortung
Nach der Kritik des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer an einem Papier zur Rolle der Frauen in der katholischen Kirche räumen die Verantwortlichen Versäumnisse ein. Die Vorsitzende der zuständigen Arbeitsgruppe, die Münsteraner Theologieprofessorin Dorothea Sattler, entschuldigte sich am Freitag in München. Die Vorlage des Textes sei eine "Missachtung der Absprache" gewesen. Sie und der Mitvorsitzende, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, übernähmen die Verantwortung dafür. Die Veröffentlichung sei nicht in manipulativer Absicht geschehen, sondern allein Zeitgründen geschuldet.
Die Arbeitsgruppe zur Rolle der Frauen ist eines von vier Foren, die inhaltliche Vorarbeiten zu den Diskussionen beim Synodalen Weg leisten sollen. Voderholzer ist Mitglied dieses Forums. In einem Offenen Brief hatte der Regensburger Bischof beklagt, dass Textbestandteile publiziert worden seien, über die das Forum noch nicht beraten habe. Er selbst sei nicht einbezogen worden. Außerdem, so Voderholzer weiter, lasse der Text "jedes theologische Niveau vermissen".
Bode räumt "angreifbare Sätze" ein
Bode räumte ein, dass das Papier Sätze enthalte, "die sehr angreifbar sind". Die Einwände Voderholzers würden auch bei der nächsten Sitzung des Forums am 28. September erörtert. Sattler und Bode äußerten sich im Rahmen von fünf regionalen Treffen des Synodalen Wegs. Im Vorfeld der Beratungen war das Papier veröffentlicht worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hatte am Donnerstag in Berlin gesagt, Voderholzers Protestbrief sei beim Synodalpräsidium angekommen und zur Kenntnis genommen worden. Man müsse prüfen, ob es tatsächlich satzungswidrige Verfahrensfehler gegeben habe, gegebenenfalls müssten diese eingeräumt und korrigiert werden.
Die theologische Kritik Voderholzers am Inhalt des Textentwurfs ist nach Ansicht von Bätzing zudem berechtigt. Der Limburger Oberhirte sagte bei der Konferenz in Frankfurt, ihm sei wichtig, dass theologisch "sauber" gearbeitet werde. Er verwies auf eine Stelle des Textes, in der es heißt, Jesus habe Jüngerinnen und Jünger gehabt, aber niemanden geweiht. Bätzing betonte, dass die Kirche die Weiheämter Diakon, Priester und Bischof "unter Einwirkung des Heiligen Geistes" im Laufe der Geschichte geschaffen habe. Diese Entwicklung der Tradition müsse in dem Arbeitspapier angemessen berücksichtigt werden, wozu es eine "saubere Theologie" brauche. In diesem Punkt würde er sich Voderholzer anschließen, so Bätzing.
Lücking-Michel: Bei Auferstehung Jesu "noch kein dreistufiges Weiheamt"
Claudia Lücking-Michel, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sagte bei der Konferenz, natürlich habe es nach der Auferstehung Jesu "noch kein dreistufiges Weiheamt" gegeben. Zur Tradition der Kirche gehöre es aber auch, dass sich Kirche in der Geschichte deutlich entwickelt habe. Maria Magdalena sei "erst ziemlich spät zur Apostelin ernannt worden". Deshalb sei es nötig, auch heute in der Frage der Ämter für Frauen "weiter zu gestalten und nicht zu sagen: Jetzt ist Schluss".
ZdK-Mitglied Nicole Podlinski sagte, es sei höchste Zeit, dass sich für Frauen in der katholischen Kirche etwas ändere, wenn schon das "Urgestein" des westfälischen Katholizismus - die westfälischen Landfrauen - "in Scharen" zur Bewegung Maria 2.0 überliefen. Dies geschehe derzeit aber.
Am Freitagvormittag haben die fünf sogenannten Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs begonnen. Die regionalen Treffen in Berlin, Dortmund, Ludwigshafen, Frankfurt und München ersetzen die ursprünglich für Anfang September vorgesehene zweite Vollversammlung der Initiative, bei der Bischöfe und Vertreter der Laien über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Die Vollversammlung wurde wegen der Corona-Pandemie auf den Februar 2021 verschoben. (tmg/KNA)
04.09.2020, 15.30 Uhr: ergänzt um Aussagen Bätzings, Lücking-Michels und Podlinksis. /rom