Wie Glaubenskommunikation relevanter und breitenwirksamer werden soll
Ab Herbst können interessierte Haupt- und Ehrenamtliche berufsbegleitend "Crossmediale Glaubenskommunikation" in Bochum studieren. Der Studiengang soll Kenntnisse für die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit vermitteln und nach der gerade laufenden Zertifizierung mit einem Master abgeschlossen werden. In Interview spricht das Projektteam aus der Religionswissenschaftlerin Anna Neumaier, dem Kommunikationsberater Erik Flügge und dem Pastoraltheologen Matthias Sellmann über die Inhalte des Studiums.
Frage: Wie ist dieser Studiengang inhaltlich aufgebaut, welche Module gibt es?
Neumaier: Der Studiengang ist in sechs Semester gegliedert, zwei mehr als ein normaler Masterstudiengang, da dieser berufsbegleitend angelegt ist. Die sechs Semester sind in thematische Blöcke geteilt: In den ersten beiden Semestern geht es um das Thema "Gottesglaube vermitteln", darauf ein Jahr lang um "katholisch und evangelisch sein vermitteln" und das fünfte Semester widmet sich dem Komplex "In komplexer Gegenwart kommunizieren", zum Schluss wird die Masterarbeit geschrieben.
Jedes Semester wird von drei Strängen durchzogen: einem theologischen, einem religionssoziologischen und einem kommunikationswissenschaftlichen. Diese drei Stränge nehmen aber immer aufeinander Bezug, sind also aufeinander ausgerichtet. Pro Semester haben die Studierenden etwa vier Seminare, die jeweils aus einem oder zwei Wochenendblöcken sowie Online-Inhalten bestehen. Themen sind etwa: "Liturgie und Gottesdienst als kommunikative Gesamtkunstwerke", "Kommunikationsplanung" oder "Kommunikation in Zeiten religiöser Pluralisierung".
Frage: Ist der Studiengang eher theorielastig oder praxisbezogen?
Flügge: Alles ist extrem praxisorientiert, weil wir ein völlig neues Berufsbild und dessen Ausbildung mitprägen wollen. Wir haben einen Kurs über Informationsdesign mit dem Art Director einer Agentur, der den Teilnehmern technisch beibringt, wie man Information so gestaltet, dass sie verstanden werden kann. Bisher ist die Gestaltung und Priorisierung von Informationen noch ein großes Problem der kirchlichen Kommunikation. Weiterhin haben wir mit Professor Jörn Precht von der Hochschule der Medien in Stuttgart einen sehr spannenden Dozenten gefunden, der sowohl Erfahrung im Katholischen wie auch im Kreativen hat, etwa als Drehbuchautor für Fernsehserien. Bei diesem Experten für crossmediales Storytelling geht es darum, eine Erzählung praktisch aufzubauen, damit sie am Ende auch zündet und funktioniert.
Frage: Besteht bei dem Studiengang nicht die Gefahr, dass die Absolventen am Ende von allem etwas, aber nichts richtig können?
Sellmann: Der Kernpunkt, auf den alles zu läuft, ist eine reflektierte glaubenskommunikative Kompetenz. Daher kommen diese drei Stränge, die für die Erlangung dieser Kompetenz wichtig sind. Es wird unsere Kunst sein, dass diese Themen im Studiengang nicht in additive Stränge zerfallen, sondern dass etwa in medienwissenschaftlichen Elementen die katholische oder evangelische Perspektive der Kirchenmitgliedschaft mitgedacht wird. Es wird darum gehen, dass jede Perspektive die anderen beiden mitdenkt und trotzdem ihren Fokus behält. Das ist unser Ziel. Wir werden da sicher auch durch Erfahrungen lernen.
Flügge: Mit dem Risiko des Zerfallens haben wir uns seit dem ersten Schritt zu diesem Studiengang beschäftigt. Ganz bewusst haben wir die Lehrenden und das Curriculum darauf ausgerichtet, dass das nicht passiert. Die Menschen und die Kurse sollen die verschiedenen Herangehensweisen kombinieren. So haben wir etwa auch Professor Lars Rademacher gewinnen können. Er ist Kommunikationswissenschaftler, Vorsitzender des deutschen Rates für Public Relations, aber auch studierter Theologe. Es war auch die Suche nach Menschen, die Kompetenzen aus Religion und Kommunikation in ihrer Lehreverbinden.
Frage: Der Studiengang ist bewusst interkonfessionell ausgelegt. Wie soll da unterschiedlichen kommunikativen wie theologischen Bedürfnissen Rechnung getragen werden?
Sellmann: Wir haben das durch eine Art "Weichenstellung" organisiert: Das Thema der ersten beiden Semester ist universell und betrifft beide Konfessionen, da gibt es keine Differenzen. Das dritte und vierte Semester ist kirchenspezifisch; in einem Seminar geht es beispielsweise darum, was katholisch oder evangelisch glauben und Liturgie feiern eigentlich genau bedeutet. Da bilden wir evangelische und katholische Lerngruppen, führen sie am Ende aber wieder zusammen, um das gemeinsame konfessionelle Lernen miteinander zu organisieren. In den letzten beiden Semestern spielen wieder konfessionsübergreifende Aspekte eine Rolle, da wird es also keine konfessionellen Streueffekte geben. Wir teilen also im Mittelbereich des Studiums, am Anfang und am Ende aber nicht.
Frage: Wird die Abschlussleistung eine klassische Masterarbeit sein?
Neumaier: Die wird zweiteilig sein. Zum einen haben wir eine klassische Masterarbeit – es geht immerhin um einen bald regulären Universitätsabschluss. Dass wir vorher sehr interdisziplinär und praxisnah gearbeitet haben, wird sich da aber auch zeigen. Weiterhin wird es eine zweite Abschlussleistung geben, die Entwicklung einer Kampagne.
Flügge: Die Absolventen sollen in der Lage sein, ganze Kommunikationsgewerke zu entwickeln; von der strategischen Planung über das Texten bis zur ästhetischen Gestaltung und der Abwicklung eines Produktionsprozesses. Diese Kampagnenentwicklung ist von uns eingegrenzt, es könnte etwa um die Schaffung einer allgemeinverständlichen Straßenkampagne im öffentlichen Raum für das Osterfest gehen. Da müssen die Teilnehmer so arbeiten, dass sie eine Genehmigung bekommen, die Finanzierung steht und ein Konzept aufstellen. Am Ende wird dann beurteilt, ob das das Ergebnis auch allgemeinverständlich ist. Diese Leistungsbausteine prägen diesen Studiengang von Anfang an und sorgen für eine Vernetzung zu potentiellen Arbeitgebern.