Kroatischer Priester wirbt um Spenden für KZ-Relativierung

Hildesheim: Distanzierung von Geschichtsrevisionismus durch Pfarrer

Veröffentlicht am 28.09.2020 um 13:41 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim/Göttingen ‐ Der Pfarrer einer kroatischen Gemeinde wirbt um Spenden – doch nicht für irgendwen: Es geht um eine Vereinigung, die die systematischen Morde im KZ Jasenovac leugnet. Das Bistum Hildesheim distanziert sich von solchem Geschichtsrevisionismus deutlich.

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Das Bistum Hildesheim distanziert sich von einem in der Diözese tätigen kroatischen Priester, der zu Spenden für eine geschichtsrevisionistische Vereinigung aufgerufen hat. Gegenüber katholisch.de betonte der Sprecher des Bistums, Volker Bauerfeld, dass der Pfarrer der kroatischen Mission Göttingen in einem Gespräch aufgefordert wird, sich von der "Vereinigung zur Erforschung des dreifachen Lagers Jasenovac" und seinem Spendenaufruf zu distanzieren: "Für einen katholischen Priester sind Sympathien für faschistische Bewegungen indiskutabel", so der Sprecher: "Die Botschaft des Evangeliums verträgt sich in keinem Fall mit dem Faschismus." Über Konsequenzen für den Seelsorger, der kein Diözesanpriester des Bistums Hildesheim ist, wird nach einem Gespräch entschieden.

Die Seelsorge für die kroatischen Gemeinden wird von der Delegatur der Kroatenseelsorge in Frankfurt am Main koordiniert. Gegenüber katholisch.de teilte der Delegat, Pfarrer Ivica Komadina, mit, dass er mit dem betreffenden Pfarrer und dem Bistum Kontakt aufgenommen habe, ohne sich weiter zu dem Fall zu äußern.

Der Pfarrer hatte im September auf Facebook einen Spendenaufruf des kroatischen Publizisten Igor Vukić für seine Vereinigung veröffentlicht. Das Posting wurde erst am Wochenende durch Recherchen des hr-Journalisten Danijel Majić bekannt.

Vukić vertritt die von Historikern als unbelegt und geschichtsrevisionistisch eingestufte These, dass das Konzentrationslager Jasenovac zwischen 1941 und 1945 kein Vernichtungslager gewesen sei. Der 95 Kilometer südöstlich von Zagreb gelegene Komplex war das einzige Lager während des Zweiten Weltkriegs, in dem ohne Beteiligung der Deutschen planmäßig getötet wurde. 80.000 bis 100.000 Menschen, vor allem Serben, aber auch Juden, Roma und Regimegegner des "Unabhängigen Staats Kroatien", wurden dort ermordet. Dagegen behauptet Vukić mit seiner Vereinigung, dass das Lager erst unter den Kommunisten zum Vernichtungslager wurde und während des faschistischen Ustascha-Regimes lediglich zur Internierung genutzt wurde. (fxn)

Ergänzung, 28. September 2020, 15.15 Uhr: Auskunft des Delegaten ergänzt.