Göttinger Kroatenseelsorger warb für geschichtsrevisionistischen Verein

Hildesheim: Pfarrer tritt nach umstrittenem Spendenaufruf zurück

Veröffentlicht am 02.10.2020 um 10:12 Uhr – Lesedauer: 

Göttingen/Hildesheim ‐ Der Pfarrer der kroatischen Mission in Göttingen hatte auf Facebook per Spendenaufruf für einen geschichtsrevisionistischen Verein gesammelt – nachdem das öffentlich wurde, zieht er nun die Konsequenz: Er kehrt zurück in seine Heimat.

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Der Pfarrer der kroatischen Seelsorge in Göttingen gibt nach einem Spendenaufruf für eine geschichtsrevisionistische Vereinigung sein Amt auf. Wie das Bistum Hildesheim gegenüber katholisch.de mitteilte, wird der Priester seinen Seelsorgeauftrag in Göttingen bis Mitte Januar ausüben und dann in sein Heimatbistum nach Kroatien zurückkehren. Nachdem der Spendenaufruf für die "Vereinigung zur Erforschung des dreifachen Lagers Jasenovac" bekannt wurde, hatte das Bistum den Priester zu einem Gespräch gebeten.

In einer vom Bistum verbreiteten Erklärung des Pfarrers teilt dieser mit, dass er sich "nicht im Traum" hätte vorstellen können, welche Auswirkungen der Spendenaufruf für die Vereinigung hervorrufen würde. Er distanziert sich "in aller Form von Faschismus, Nationalismus, und Kommunismus" und unterstütze dies in keiner Weise. Um keine Konflikte zu schüren, ersuche er aber seinen Bischof um die Rückkehr in seine Heimatdiözese. "Ich möchte als guter kroatischer Priester weiterwirken und weiter nach der Wahrheit suchen", so der Pfarrer: "Mein Sinn für Gottesliebe, Heimatliebe und Menschenliebe werden mich weiter prägen."

Als geschichtsrevisionistisch eingestufte These

Der Pfarrer hatte im September auf Facebook einen Spendenaufruf des kroatischen Publizisten Igor Vukić für seine Vereinigung veröffentlicht. Vukić vertritt die von Historikern als unbelegt und geschichtsrevisionistisch eingestufte These, dass das Konzentrationslager Jasenovac zwischen 1941 und 1945 kein Todeslager gewesen sei.

Der 95 Kilometer südöstlich von Zagreb gelegene Komplex war das einzige Lager während des Zweiten Weltkriegs, in dem ohne Beteiligung der Deutschen planmäßig getötet wurde. 80.000 bis 100.000 Menschen, vor allem Serben, aber auch Juden, Roma und Regimegegner des "Unabhängigen Staats Kroatien", wurden dort ermordet. Dagegen behauptet Vukić mit seiner Vereinigung, dass das Lager erst unter den Kommunisten zum Todeslager wurde und während des faschistischen Ustascha-Regimes lediglich zur Internierung genutzt wurde.

Gegenüber katholisch.de hatte der Sprecher des Bistums Hildesheim betont, dass Sympathien für faschistische Bewegungen für einen Pfarrer indiskutabel seien: "Die Botschaft des Evangeliums verträgt sich in keinem Fall mit dem Faschismus." (fxn)