Franziskus: "Zuhören, respektieren, nicht angreifen: Sanftmut"

Katholiken weltweit feiern Allerheiligen – Papst ruft zu Sanftmut auf

Veröffentlicht am 01.11.2020 um 18:09 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Bonn ‐ In aller Welt haben Katholiken am Sonntag Allerheiligen gefeiert. Die Feiern sahen aber oft anders aus als in den vergangenen Jahren. Das lag an der weltweiten Corona-Pandemie – aber auch an anderen Gründen wie Terror oder einem Taifun.

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Katholische Christen in aller Welt haben am Sonntag unter Corona-Bedingungen Allerheiligen gefeiert. Papst Franziskus rief anlässlich des Feiertags zu Sanftmut auf. In der Welt und im Alltag gebe es "so viel Aggression", oft genug sei "das erste, was aus uns herauskommt: Aggression, Verteidigung", sagte das Kirchenoberhaupt beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. "Wir brauchen Sanftmut, um den Weg der Heiligkeit zu gehen. Zuhören, respektieren, nicht angreifen: Sanftmut."

Vielerorts wurde Allerheiligen wegen der Pandemie, aber auch aus anderen Gründen in diesem Jahr anders gefeiert als sonst. Auf den Philippinen etwa wütete Supertaifun "Goni" zu den "Undas", wie die Philippiner Allerheiligen und Allerseelen nennen. Die üblichen großen Feiern zu den Trauertagen waren allerdings bereits zum Schutz vor Corona mittels Friedhofsschließungen untersagt worden.

Gedenken im Zeichen des Terrors

In Frankreich stand das Gedenken im Zeichen des Terroranschlags von Nizza. So sollte die Allerheiligenmesse in der Basilika Notre-Dame in Nizza am Sonntagabend den Opfern des Attentats und ihren Angehörigen gewidmet werden. In der Basilika waren am Donnerstag bei einem Messerangriff eines islamistischen Attentäters drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt worden.

In Deutschland hatten Friedhofsorganisationen im Vorfeld der stillen Feiertage zu umsichtigem Verhalten aufgerufen. Auf den weiterhin geöffneten Friedhöfen würden dieselben Corona-Schutzmaßnahmen gelten wie überall sonst, hieß es. Ältere und gebrechlichere Menschen sollten demnach durch einzelne Familienmitglieder begleitet, aber auf größere gemeinschaftliche Besuche verzichtet werden.

Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki im Portrait
Bild: ©picture alliance/Geisler-Fotopress (Archivbild)

"Heiligkeit ist nicht nur etwas für einige ganz besonders fromme und vorbildliche Superchristen", sagte Kardinal Rainer Maria Woelki in einem an Allerheiligen verbreiteten Video.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte: "Jeder Christ ist zur Heiligkeit berufen." Heilig werde das Leben immer dann, wenn die beiden wichtigsten Gebote beherzigt würden, die Gottes- und die Nächstenliebe, sagte Woelki in einem am Sonntag verbreiteten Video auf Twitter. "Heiligkeit ist nicht nur etwas für einige ganz besonders fromme und vorbildliche Superchristen."

Die Heiligen erinnerten daran, "dass Christus uns sein Weggeleit auch in den schweren Zeiten und Umständen des Lebens nie aufgekündigt hat und aufkündigen wird", sagte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger in seiner Predigt im Freiburger Münster. Dies gelte auch in der "gegenwärtigen, von der Corona-Pandemie geprägten Zeit".

Bischof Jung: Menschen auch im "Lockdown light" nicht alleine lassen

Der Würzburger Bischof Franz Jung rief die Katholiken dazu auf, die Menschen auch im "Lockdown light" ab Montag nicht alleine zu lassen. Es gelte weiter, kreativ nach Wegen zu suchen, die "froh machende Botschaft des Evangeliums zu vermitteln", schrieb Jung in einem Brief zu Allerheiligen.

In der westlichen Kirche wird Allerheiligen seit dem neunten Jahrhundert am 1. November gefeiert. Der am 2. November begangene Allerseelentag etablierte sich rund 200 Jahre danach. Ursprünglich war der 1. November kein Tag des Totengedächtnisses, sondern erinnerte an die Auferstehung und an die unbekannten Heiligen. Der eigentliche Totengedenktag ist Allerseelen. (KNA)