Kirchliche Stimmen zu den Anschlägen in Wien

Bischof Bätzing: "Ich verurteile diesen islamistischen Terror"

Veröffentlicht am 03.11.2020 um 12:28 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Terror im Namen der Religion pervertiere den Namen Gottes. "Wir brauchen ein Ende der Gewalt. Wir brauchen ein Ende des Hasses. Wir brauchen Religionen, die das verwirklichen, was sie versprechen: Frieden zu stiften", betont Bischof Georg Bätzing.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, hat die Anschläge in Wien vom Montagabend verurteilt. "Ich verurteile diesen islamistischen Terror, wie es ihn auch schon in der vergangenen Woche in Nizza gab", sagte Bätzing am Dienstag in Bonn. Terror im Namen der Religion pervertiere den Namen Gottes. "Wir brauchen ein Ende der Gewalt. Wir brauchen ein Ende des Hasses. Wir brauchen Religionen, die das verwirklichen, was sie versprechen: Frieden zu stiften", so der DBK-Vorsitzende.

"Die nahezu wöchentlichen Nachrichten von Terror in Europa erschüttern mich zutiefst", sagte Bätzing weiter. Über die Bluttat in Wien sei er fassungslos. "Meine ersten Gedanken und Gebete gelten den Opfern, den vielen Verletzten und den Angehörigen." Weder islamistischer noch rechts- und linksextremer Terror dürften einen Platz in der Gesellschaft haben. Europa müsse eine Heimat für Menschen sein, die friedlich zusammenlebten. "Diese Heimat lassen wir uns nicht nehmen. Wir sind mit den Menschen in Österreich im Gebet verbunden und trauern mit ihnen", so der Bischof.

Bei den Anschlägen in der Wiener Innenstadt am Montagabend wurden nach jetzigem Stand vier Menschen, zwei Männer und zwei Frauen, getötet. Für die Ermittler steht inzwischen ein islamistischer Hintergrund der Taten fest. Ein von der Polizei getöteter Täter soll Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gewesen sein. 18 Menschen wurden bei den Anschlägen teils schwer verletzt. Es soll mehrere Täter gegeben haben. Die Ermittlungen dauern an.

Kirchenglocken in ganz Wien ertönen

Papst Franziskus reagierte mit "Trauer und Bestürzung" auf den Terror und sicherte den Opfern und ihren Familien sein Gebet zu. "Schluss mit der Gewalt!", hieß es in einem Tweet des Vatikan. Franziskus rief dazu auf, gemeinsam Frieden und Brüderlichkeit aufzubauen. "Nur Liebe löscht den Hass aus", so der Papst. In einem Beileidstelegramm an den Wiener Kardinal Christoph Schönborn wiederholte der Pontifex seine "große Betroffenheit" über die "schrecklichen Gewaltakte" und sprach "dem ganzen österreichischen Volk seine tiefe Anteilnahme" aus.

Schönborn selbst zeigte sich tief betroffen über die Anschläge. Österreich dürfe nicht zu einer Gesellschaft werden, "die sich in der Angst abschließt", sondern solle weiter offen sein, sagte der Kardinal dem ORF-Fernsehen. Das Land dürfe auf die Taten nicht mit Hass reagieren. Am Dienstagmittag sollten in ganz Wien die Kirchenglocken zum Gedenken an die Opfer läuten. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx schrieb in einem Brief an Schönborn: "Welch eine furchtbare und abscheuliche Tat, die in einer blasphemischen Weise religiöse Motive für Terror missbraucht. Wir dürfen nicht zulassen, dass religiös verbrämter Hass Leben und Glauben zerstört! Die größte Blasphemie ist der Missbrauch des Namen Gottes für Hass und Gewalt."

Auch Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki äußerte sich auf Facebook erschüttert. Gewalt und Terror seien "durch nichts zu rechtfertigen", so der Kardinal. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nannte die Taten einen "verabscheuungswürdigen Terroranschlag". Passaus Bischof Stefan Oster erinnerte an die gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus und dem Kairoer Großimam Ahmad al-Tayyeb, nach der alle Menschen mit gleicher Würde und als Brüder und Schwestern geschaffen seien. "Islamistischer Terror ist ein Angriff auf diese religiöse Überzeugung – und ein Angriff auf die Würde und Freiheit aller Menschen", so Oster. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bezeichnete die Taten als "widerwärtigen Terroranschlag". Man bete für die Opfer und für den Zusammenhalt der Gesellschaft. (tmg)

3.11., 12:55 Uhr: Ergänzt um Marx. 14:10 Uhr: Ergänzt um Papst. 15:15 Uhr: Ergänzt um Beileidstelegramm.