Vatikan geht gegen emeritierten Danziger Erzbischof Glodz vor
Der Vatikan hat den Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz beauftragt zu untersuchen, ob der frühere Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz (75) Maßnahmen gegen sexuellen Kindesmissbrauch vernachlässigt hat. Das teilte die Vatikanbotschaft in Warschau am Mittwoch mit. Die Voruntersuchung auf Bistumsebene ist demnach bereits abgeschlossen.
Die Entscheidung des Vatikan bedeutet laut Beobachtern, dass die Vorwürfe gegen Glodz nicht für offenkundig haltlos erachtet werden. Im Oktober 2019 hatten sich 16 Priester des Erzbistums Danzig (Gdansk) in einem gemeinsamen Schreiben an den päpstlichen Botschafter in Warschau unter anderem darüber beschwert, dass der damalige Ortsbischof Anzeigen wegen sexueller Belästigungen gegen Priester vertuscht habe.
Bischof weist Anschuldigungen zurück
Glodz wies die Anschuldigungen zurück. Er habe sich an die Vorschriften gehalten und bei entsprechenden Verfahren gegen Kleriker "keine Langsamkeit" an den Tag gelegt, erklärte er im Februar. Laut dem Online-Portal "Wiez" (Mittwoch) hatten sich Priester und Laien viele Jahre lang erfolglos über eine "Untätigkeit" von Glodz beschwert.
Glodz war im August zu seinem 75. Geburtstag von Papst Franziskus in den Ruhestand entlassen worden. Übergangsweise betraute der Papst den Bischof von Elbing (Elblag), Jacek Jezierski (70), mit der Verwaltung des benachbarten Erzbistums in Nordpolen. Glodz leitete es seit 2008. Zuvor war er unter Johannes Paul II. (1978-2005) zehn Jahre an der Ostkirchenkongregation in Rom tätig und von 1991 bis 2004 Polens Militärbischof. Anschließend wurde er mit dem Titel eines Erzbischofs Oberhirte des Bistums Warschau-Praga. 2008 berief ihn Benedikt XVI. (2005-2013) nach Danzig an der Ostsee.
Im Jahr 2019 hatten Opfer von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester in Polen 24 amtierenden und ehemaligen Bischöfen des Landes Vertuschung dieser Verbrechen vorgeworfen. Der Opferverein "Habt keine Angst" beschuldigte in einem 27 Seiten umfassenden Bericht an Papst Franziskus neben Glodz auch Nycz, Täter geschützt zu haben. Beschuldigt wurden damals zudem der Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski, der frühere Posener Erzbischof Juliusz Paetz sowie die amtierenden Ortsbischöfe Jan Tyrawa (Bromberg/Bydgoszcz), Jozef Gorzynski (Ermland), Andrzej Dziuba (Lowicz), Jacek Jezierski (Elbing/Elblag), Jan Watroba (Rzeszow) und Andrzej Czaja (Oppeln/Opole). (tmg/KNA)