"Beichtmütter" fordern im Erzbistum Köln persönliche Schuldeingeständnisse

"Raus mit der Akte": Maria 2.0 kritisiert Umgang mit Missbrauchsbericht

Veröffentlicht am 07.11.2020 um 10:20 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Mit einem symbolischen "Beichtmobil" will die Fraueninitiative Verantwortliche im Erzbistum Köln dazu bringen, Schuld einzugestehen. Dafür müsse nicht erst auf ein Gutachten gewartet werden. Der VW-Bus will auch Station vor dem Bischofshaus machen.

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Die Initiative Maria 2.0 fordert von der Erzdiözese Köln neben der Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie auch persönliche Schuldeingeständnisse der Bistumsspitze. "Dazu braucht es kein Gutachten", sagte Maria Mesrian von Maria 2.0 im Rheinland am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. "Verantwortung übernehmen – das ist wichtig, um überhaupt wieder Glaubwürdigkeit herzustellen, falls das überhaupt noch möglich ist."

"Raus mit der Akte"

Die Diplom-Theologin äußerte sich am Rande einer Protestaktion der Frauen-Initiative vor dem Kölner Dom. Rund ein Dutzend Mitglieder von Maria 2.0 protestierten dort mit einem "Beichtmobil" unter dem Slogan "Raus mit der Akte". Verantwortliche aus dem Erzbistum waren eingeladen, den "Beichtmüttern" in einem Kleinbus ihre Schuld zu gestehen. Am Samstag und Sonntag soll das Mobil vor dem Kölner Bischofshaus stehen. Das Erzbistum erklärte auf Anfrage, es habe "die Ankündigung der Veranstaltung zur Kenntnis genommen".

Ein Van mit der Aufschrift Beichtmobil
Bild: ©KNA/Anita Hirschbeck/

Das "Beichtmobil" der Initiative Maria 2.0 auf der Domplatte in Köln.

Die Erzdiözese hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, ein anwaltliches Gutachten über mögliches Fehlverhalten von Bistumsverantwortlichen im Umgang mit Missbrauchsfällen nicht zu veröffentlichen. Die Absage begründete der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki mit handwerklichen Mängeln der Untersuchung und berief sich dabei auf die Einschätzung des Kölner Strafrechtsexperten Björn Gercke und weiterer Juristen. Die beauftragte Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) aus München wies die Kritik zurück.

"Für uns sind die Gründe nicht nachvollziehbar, warum dieses Gutachten nicht veröffentlicht wird", sagte Mesrian. Das Erzbistum Köln sei mit dem Design des Berichts einverstanden gewesen und WSW habe seinen Auftrag erfüllt. Das Gutachten zeige, wie Taten vertuscht und Täter geschützt worden seien. "Es ist für uns unerträglich, dass keine Verantwortung übernommen wird."

Woelki: Erwarte keine Schonung

Das Erzbistum Köln teilte vergangene Woche zudem mit, Gercke mit einem neuen Gutachten beauftragt zu haben. Es soll bis zum 18. März 2021 veröffentlicht werden. Gercke wies Behauptungen zurück, Woelki wolle Erkenntnisse aus der Münchner Untersuchung unter der Decke halten. Mit Blick auf sein Papier sagte er: "Das Gutachten wird für das Erzbistum ungemütlich werden." Woelki betonte: "Ich erwarte keine Schonung – im Gegenteil." (KNA)