Suspendierter Priester wirft Kardinal Ladaria Diffamierung vor
Der suspendierte irische Priester Tony Flannery hat dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria (Foto), Diffamierung vorgeworfen. "Es gab keine Kommunikation in einer direkten Art und Weise", sagte der Redemptorist bei einem Online-Seminar kirchenkritischer Gruppen in der vergangenen Woche, wie das Nachrichtenportal "Novena News" am Montag berichtete. Das Webinar mit Flannery, dem 2012 hauptsächlich wegen seiner Unterstützung für die Frauenweihe das öffentliche Wirken als Priester verboten worden war, wurde von den Vereinigungen "Wir sind Kirche Irland", "Voices of Faith" und "Catholic Women's Council" veranstaltet.
"Was Ladaria gesagt hat, war komplett falsch und es diffamierte mich, denn er sagte, dass sie mir wieder die Ausübung meines Amtes erlauben wollten und ich dabei nicht kooperiert hätte", sagte Flannery weiter. Der Priester bezog sich damit auf eine Äußerung Ladarias aus dem September, dass die Glaubenskongregation "alles Mögliche" getan habe, um seine Suspendierung aufzuheben. "Das hat mich richtig wütend gemacht", so Flannery. Die Kommunikation sei ausschließlich über den Generalsuperior des Redemptoristenordens gelaufen und nicht mit Flannery persönlich.
Drei Vatikan-Behörden in Flannerys Fall involviert
Die Glaubenskongregation habe die Ordensleitung in eine schwierige Position gebracht. Hätte der Generalobere Michael Brehl sich geweigert, ihn zu suspendieren, "hätte der Vatikan den Generalsuperior entfernt und einen Mann seiner eigenen Wahl auf diesen Platz gesetzt", so Flannery. Er warf der Glaubenskongregation vor, ihre Macht auf "autoritäre oder sehr dogmatische" Weise auszuüben. Sein persönlicher Fall sei "sehr ernst", da neben der Glaubenskongregation auch die für Orden sowie für den Klerus zuständigen Dikasterien involviert seien.
Flannery glaubt, dass jemand "sehr weit oben in der irischen Kirche" ihn beim Vatikan angezeigt habe. Diese Vermutung teile auch seine Ordensleitung. Die Auseinandersetzung um seine Ansichten sei mitten "in den Machtkampf hineingeraten, in dem sich der Vatikan befindet". Es gebe "Franziskus und seine Unterstützer auf der einen Seite und die Traditionalisten auf der anderen Seite, unter denen die Glaubenskongregation eine wichtige Rolle spielt".
Im September hatte der bereits seit vielen Jahren bestehende Konflikt um Flannery einen neuen Höhepunkt erreicht, als der Priester sich weigerte, einen vom Vatikan geforderten Treueeid zu unterzeichnen, der ihm die Ausübung seines Amtes wieder erlaubt hätte. Flannery lehnte das mit Verweis auf den Inhalt ab: "Dieses Dokument ist so weit davon entfernt, wo ich gerade stehe, und es ist auf eine derartige Weise abgefasst, dass es keine Möglichkeit für einen Dialog irgendeiner Art gibt." Der Ordensmann war zudem 2019 im Film "Verteidiger des Glaubens" zu Wort gekommen, der sich kritisch mit dem Pontifikat Benedikts XVI. auseinandersetzt. (rom)