Der Name des Heiligen werde "missbraucht"

Bischof Fürst: "Querdenker" sollen Sankt Martin nicht vereinnahmen

Veröffentlicht am 11.11.2020 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 

Rottenburg/Stuttgart ‐ Als "Sankt-Martins-Umzüge" deklariert wollen sogenannte "Querdenker" heute Kundgebungen gegen Corona-Maßnahmen abhalten. Bischof Gebhard Fürst verurteilt das: Der heilige Martin stehe für Nächstenliebe und nicht für die mutwillige Gefährdung anderer.

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Der Rottenburg Bischof Gebhard Fürst hat Lichterumzüge sogenannter "Querdenker" und Corona-Leugner am Martinstag verurteilt. "Für die Kirche steht in dieser Coronakrise der Gesundheitsschutz für alle über der 'Freiheit' Einzelner, die auf das Wohl anderer Menschen leider unbeirrbar keine Rücksicht nehmen", sagte Fürst laut Pressemitteilung der Diözese am Mittwoch. Bei diesen Umzügen und Kundgebungen werde "der Name des Heiligen missbraucht". Die Diözese verzichte derzeit bewusst auf Martinszüge und andere Veranstaltungen, von denen ein großes Infektionsrisiko ausgehe.

Der heilige Martin von Tours, Diözesanpatron des Bistums Rottenburg-Stuttgart, stehe für Nächstenliebe, gegenseitige Fürsorge und Anteilnahme und nicht dafür, dass andere Menschen durch bewusstes Ignorieren geltender Regeln mutwillig gefährdet werden, so Fürst weiter. Um die Botschaft des Heiligen Martin auch in der Corona-Pandemie zu feiern hätten viele Familien beispielsweise bunt bemalte Papiertüten mit einer brennenden Kerze ins Fenster gestellt, um so das Licht und die frohe Botschaft Martins in die Welt zu tragen. "Diese Kreativität, mit der wir heute in dieser ganz besonderen Situation das Wirken des Heiligen Martin feiern, macht mich froh", sagte der Bischof.

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Unter dem Titel "Lichterzug für die Freiheit unserer Kinder" oder "Lichtspaziergang für Freiheit & Frieden" hatten im Vorfeld Vereinigungen wie "Querdenken" oder "Eltern für Aufklärung" in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, sich am Mittwochabend deutschlandweit an verschiedenen Orten  für Kundgebungen zu versammeln und etwa für eine "Zukunft ohne Masken, ohne Kontaktverbote und ohne Angst" zu demonstrieren. Dabei werden die Kundgebungen bewusst als Sankt-Martins-Umzüge deklariert.

In der vergangenen Woche hatten die Bistümer Essen und Münster bereits davor gewarnt, dass die Initiative "Querdenken" Anfang der Woche Schüler auf dem Schulweg gezielt ansprechen und zum Widerstand gegen das Tragen einer Maske auffordern wolle. Zudem hatte der Leipziger Propst Gregor Giele am Montag Vorfälle rund um die "Querdenken"-Demonstration in Leipzig verurteilt. Die Demonstration sei "ein großer Mist und für die Leipziger eine bittere Erfahrung", so Giele. (cbr)