Nach Intervention aus Rom

Neue Pläne für Trierer Pfarreien-Reform: Erste Fusionen ab 2022

Veröffentlicht am 20.11.2020 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ Vor knapp einem Jahr hat der Vatikan nach Beschwerden die geplante Pfarreien-Reform im Bistum Trier ausgesetzt. Die Bistumsleitung musste daher an einem neuen Konzept arbeiten. Jetzt wurden die Pläne für die Reform der Reform vorgestellt.

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Das Bistum Trier hat veränderte Pläne zur Reform der Pfarreien und des kirchlichen Lebens vorgestellt. Künftig werde sich das Bistum in Pfarreien und Pastorale Räume gliedern, teilte die Diözese bei einer Pressekonferenz am Freitag mit. Demnach sollen 35 Pastorale Räume errichtet werden, die nach und nach die 32 bestehenden Dekanate ersetzen und mehr inhaltliche Kompetenz haben. Diese Räume entsprächen in ihrem Zuschnitt den ursprünglich geplanten "Pfarreien der Zukunft" und würden als Kirchengemeindeverbände mit einer vom Bischof eingesetzten und beauftragten Leitung errichtet. Nötig geworden waren die Veränderungen, nachdem der Vatikan im vergangenen November eine geplante Pfarreien-Reform im Bistum gestoppt hatte.

In einer Vorbereitungszeit ab Januar 2021 wolle man ein Rahmenkonzept für die pastoralen Räume erarbeiten, das die nötige Flexibilität ermögliche, um den Situationen vor Ort gerecht zu werden, sagte Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg. "Bis Mitte 2021 wollen wir durch die Gespräche mit den Menschen in den heutigen Pfarreien und Dekanaten eine genauere Vorstellung davon haben, welche Pfarreien zeitnah fusionsbereit sind, welche noch etwas länger brauchen werden, und welche Pastoralen Räume wir wann errichten werden."

Entscheidungen vor Ort innerhalb von vier Jahren

Daran schließe sich die Vorbereitung für die formale Errichtung der Pastoralen Räume und möglicher Fusionen von Pfarreien innerhalb der pastoralen Räume an. "Das heißt: Ab dem 1.1.2022 können die ersten Pfarreien fusionieren. In einem Zeitraum von vier Jahren erwarten wir die dazu notwendigen Prozesse und Entscheidungen vor Ort." Orientierungsgröße seien die derzeitigen 172 Pfarreiengemeinschaften, es werde aber nicht ausgeschlossen, dass über die derzeitigen Pfarreiengemeinschaften hinaus Fusionen stattfänden. "Das sind Fragen, die in der Vorbereitungszeit mit den Gremien und Gläubigen besprochen und sondiert werden sollen", so der Generalvikar.

Die Pfarrer und die Gremien in den Pfarreien erhielten den Auftrag, in einem Zeitraum von höchstens vier Jahren auf Fusionen hinzuarbeiten. Der rechtliche Status des Pfarrers und der pfarrlichen Organe blieben in den fusionierten Pfarreien aber bestehen. "Gleichwohl streben wir auf allen Ebenen eine stärker kollegiale Leitung an", sagte Bischof Stephan Ackermann. Anders als die Pfarrer werde das pastorale Personal auf Ebene der Pastoralen Räume angesiedelt und bekomme dort einen konkreten Einsatzort oder eine Einsatzstelle. Die Leitung der pastoralen Räume könne von mehreren Personen, Priestern und Laien wahrgenommen werden. Die Leitung werde vom Bischof eingesetzt und solle inhaltliche Aufträfe von ihm umsetzen und die Zusammenarbeit von Pfarreien fördern. 

Bischof Stephan Ackermann steht in einem Kreuzgang in Trier
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht

"Dieser 'Masterplan' ist gescheitert, das müssen wir unumwunden festhalten", sagt Bischof Stephan Ackermann in Hinblick auf die Intervention aus Rom zur ursprünglich geplanten Pfarreien-Reform im Bistum Trier.

Man werde in den kommenden Jahren zwar auf das "vom Bischof klar beschriebene Zielbild von pastoralen Räumen und fusionierten Pfarreien hin arbeiten", aber vor Ort jeweils einen spezifischen Weg gehen und daher eine Übergangszeit von bis zu vier Jahren haben, so von Plettenberg weiter. In dieser Zeit wolle man sich "nicht in Strukturdebatten verlieren, sondern deutlich die inhaltlich-pastorale Entwicklung auf der Grundlage der Synodenergebnisse vorantreiben." So wolle die Bistumsleitung die Sorgen und Nöte vieler Gläubigen sowie die Bedenken der römischen Behörden angemessen begegnen. Die Pläne sind mit dem Vatikan abgestimmt.

Bei der Vorstellung der Pläne teilte Bischof Ackermann mit, er werde das Gesetz zur Umsetzung der Diözesansynode vom 15. Oktober 2019 zurückziehen. "Mit dem 'Umsetzungsgesetz' wollten wir durch Einheitlichkeit, Standardisierungen und einem straffen Zeitplan einen stabilen strukturellen Rahmen für die Synodenumsetzung auf der Ebene der Pfarreien schaffen", so Ackermann. "Dieser 'Masterplan' ist gescheitert, das müssen wir unumwunden festhalten." Zusammen mit denen, die an der Ausarbeitung der Struktur der Pfarreien-Reform beteiligt waren, habe er unterschätzt, wie sehr die traditionellen Strukturen der Pfarrei zusammen mit dem pfarrlichen Leben mit Emotionen, Gefühlen, Erinnerungen verbunden seien.

Ackermann: Überlegungen und Vorarbeit nicht umsonst

"Auch wenn die Pfarrei der Zukunft nun nicht so kommt, wie es im Herbst des vergangenen Jahres geplant war, so bin ich doch der Überzeugung, dass die meisten Überlegungen und Vorarbeiten nicht umsonst gewesen sind, weil wir in diesem Prozess vieles gelernt und dokumentiert haben, was auch bei einem veränderten Vorgehen hilfreich ist", sagte der Bischof.

Nach Beschwerden einer Priestergemeinschaft sowie mehrerer Katholiken aus dem Bistum hatte der Vatikan die Umsetzung der Reform im vergangenen November ausgesetzt und umfassende Änderungen gefordert: Pfarreien dürften nicht von einem gleichberechtigt arbeitenden Team aus einem Pfarrer und Laien geleitet werden. Die Verantwortung müsse letztlich bei einem Priester liegen. Allerdings könnten Aufgaben wie etwa die Verwaltung geteilt werden. Zudem seien die ursprünglich geplanten Pfarreien zu groß und ermöglichten keine "unmittelbare Beziehung zwischen Pfarrern und Gläubigen". (cbr)

20.11.2020, 13.4 Uhr: Ergänzt um weitere Details