Viele sähen Einigung der Kirchen nicht mehr als unaufgebbare Aufgabe

Kardinal Koch: Fehlender Schmerz über Spaltung behindert Ökumene

Veröffentlicht am 04.12.2020 um 18:29 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Christen sind aufgerufen, an der Einigung der Kirchen mitzuarbeiten. Doch laut Kardinal Kurt Koch, dem vatikanischen Ökumene-Beauftragten, leiden viele nicht mehr unter der Spaltung. Dadurch fehle der ökumenischen Bewegung eine wichtige Triebkraft.

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Nach Aussage von Kardinal Kurt Koch leiden heutzutage viele Christen nicht mehr unter den Spaltungen der Kirche. Mit dem fehlenden Schmerz über diese Zerrissenheit fehle der ökumenischen Bewegung eine wichtige Triebkraft, so der Präsident des Päpstlichen Ökumene-Rates am Freitag bei einem Vortrag in Rom. Leider werde die Einigung der Kirchen von vielen nicht mehr als unaufgebbare Aufgabe gesehen. Koch äußerte sich bei einem Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Ökumene-Enzyklika "Ut unum sint" von Johannes Paul II.

Das Rundschreiben sei ein Meilenstein der Ökumene und mache deutlich, warum die Einheit der Christen so wichtig sei. Sie sei einerseits ein Auftrag Jesu an seine Jünger, andererseits mache sie die christliche Botschaft wesentlich glaubhafter. Der Papst aus Polen habe sein Schreiben im Bewusstsein verfasst, dass die katholische Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ihr erneuertes Selbstverständnis unwiderruflich mit dem Streben nach christlicher Einheit verbunden habe.

Vision der Einheit im dritten christlichen Jahrtausend

Dabei habe Johannes Paul II. sein Papst-Amt einerseits als Hindernis der Einheit für andere Kirchen gesehen. Zugleich habe er dazu aufgefordert, Wege zu finden, wie das Amt des Bischofs von Rom trotzdem als Förderer der Einheit und deren Garant verstanden werden könne. Seine Vision sei es gewesen, im dritten christlichen Jahrtausend eine Einheit wiederzufinden, die jener im ersten Jahrtausend entspricht.

Für dieses Ziel, so Koch weiter, seien für Johannes Paul II. zwei Dinge wesentlich gewesen. Das eine sei die Ökumene der Märtyrer unterschiedlicher Konfessionen, die ihr Leben verloren, weil sie Christen waren. Die katholische Kirche habe eine Weile gebraucht, bis sie auch das Glaubenszeugnis von Protestanten, Orthodoxen und anderen anerkennen konnte. Eine zweite wichtige Voraussetzung sei das Gebet. Der Papst aus Polen, so Koch, war überzeugt: Je öfter Christen miteinander beteten, desto eher seien sie in der Lage, Hindernisse anzugehen und gemeinsam aufzutreten.

Am Mittag hatte Koch einen neuen Ökumene-Leitfaden des Vatikan vorgestellt. Dieser soll Bischöfe ermutigen und befähigen, ihren ökumenischen Pflichten vor Ort nachzukommen. Laut dem Vorsitzenden der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige, zeigt das Dokument, dass Ökumene für die katholische Kirche weltweit ein zentrales Thema sei. In Deutschland seien die Bischöfe seit vielen Jahren "ökumenisch gemeinsam mit unseren Schwestern und Brüdern in den anderen Kirchen und Gemeinschaften unterwegs", so Feige. Vieles im Ökumene-Vademecum Angesprochene sei in Deutschland bereits umgesetzt und selbstverständlich. Damit bestätige der Einheitsrat das ökumenische Engagement der DBK. "Es kann uns bestärken, auf diesem Weg mutig weiterzugehen". (mal/KNA)