Kritiker des Bischofs rufen zu "Protestzug zum Dom auf"

Nach Aufruhr um Pfarrer-Versetzung: Genn trifft Seelsorger und Gremien

Veröffentlicht am 11.12.2020 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Münster ‐ Weil nach 17 Jahren die Versetzung eines Pfarrers angekündigt wurde, hatten Gläubige in einer Münsteraner Pfarrei protestiert. Nach einem Gespräch mit dem Priester traf sich Bischof Felix Genn nun mit den Seelsorgern und Gremienmitgliedern der Gemeinde.

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Bischof Felix Genn hat sich mit Vertretern des Seelsorgeteams und der Gremien der Münsteraner Pfarrei getroffen, in der es vor knapp zwei Wochen zu Aufruhr und Protesten wegen der angekündigten Versetzung eines beliebten Pfarrers gekommen war. Genn habe den Seelsorgern und Ehrenamtlichen für "das besonnene Verhalten in der aktuell schwierigen Situation" gedankt, teilte die Pressestelle des Bistums Münster am Freitag mit. Das Gespräch am Donnerstag habe in "einer guten Atmosphäre" stattgefunden. Auch der von der Versetzung betroffene Priester und der Generalvikar der Diözese nahmen demnach am Treffen teil.

Genn bedauerte, dass im Zuge der Proteste einiger Mitglieder der Kirchengemeinde gegen den Weggang des Pfarrers "Seelsorger oder gewählte Gremienvertreter aus der Pfarrei persönlich angegriffen worden seien". Ihm sei bewusst, dass die Situation "derzeit schwierig und belastend" sei. Der Bischof betonte jedoch, dass "die Zentrierung auf eine einzelne Person, so geschätzt sie" auch sein möge, seinem Kirchenbild nicht entspreche: Ob eine Pfarrei oder Gemeinde lebendig sei oder nicht, "dürfe nicht nur am Pfarrer hängen." Die künftigen Priester der Pfarrei hätten zusammen mit dem Seelsorgeteam, den Ehrenamtlichen und allen Gläubigen die schwierige Aufgabe, "das Zusammenwachsen der vier 2016 zu einer Pfarrei zusammengelegten Gemeinschaft von Gemeinden weiter zu fördern", ohne dabei die Vielfalt der Gemeinden außer Acht zu lassen.

Gemeindemitglieder müssten "kleine Schritte aufeinander" hin machen

Die Seelsorger und Gremienvertreter zeigten sich nach Angaben der Pressestelle sehr besorgt über den Zustand der Kirchengemeinde. Sie wüssten derzeit noch nicht, "wie die Pfarrei als Ganzes und gemeinsam aus dieser verfahrenen Situation herauskommen" solle. Alle Mitglieder müssten "kleine Schritte aufeinander" hin machen. Das brauche nach den Ereignissen der vergangenen zwei Wochen "sicherlich Zeit und Geduld".

Die Kritiker der für Juni 2021 angekündigten Versetzung des Pfarrers haben unterdessen auf ihrer Homepage zu einem "Protestzug zum Dom" für den kommenden Sonntag aufgerufen. Eine für den vergangenen Sonntag geplante Demonstration auf dem Münsteraner Domplatz hatten sie abgesagt. Die Gläubigen, die mehrheitlich aus einer Teilgemeinde der betroffenen Pfarrei stammen, fordern von Genn ein persönliches Gespräch über die Situation. "Wir möchten dieses Gespräch zeitnah und wir möchten, dass möglichst viele interessierte Menschen an dem Dialog teilhaben können", schreiben die Kritiker in einer auf ihrer Internetseite veröffentlichten Stellungnahme. Man wolle "keinen eskalierenden Streit, sondern einen demokratischen Dialog auf Augenhöhe". Eine weitere Stellungnahme zur Kritik des Pfarreirats an den Protesten, Leserbriefe und gemalte Bilder sowie Briefe von Kindern, in denen diese sich einen Verbleib des Priesters in der Gemeinde als Weihnachtsgeschenk wünschen, finden sich ebenfalls auf der Homepage.

Am vorletzten Wochenende hatte der Personalchef des Bistums, Karl Render, in den Gottesdiensten der betroffenen Pfarrei ein Schreiben Genns verlesen, in dem die Versetzung des beliebten Pfarrers angekündigt wurde. Er ist bereits seit 17 Jahren in der Münsteraner Gemeinde tätig. Zuvor hatte es in der Gemeinde Gerüchte über die anstehende Versetzung des Geistlichen gegeben, weshalb einige Gläubige eine Unterschriftenaktion für dessen Verbleib in der Pfarrei gestartet hatten. (rom)