Standpunkt

"Ehre sei Gott in der Tiefe": Was setzen wir für Hoffnungen auf 2021!

Veröffentlicht am 29.12.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Bonn ‐ All ihre Hoffnungen setzte Claudia Nothelle in das Jahr 2020. Wie dieses aussah, ist bekannt: Corona-Krise, Moria, sexualisierte Gewalt in der Kirche. Gott aber wolle immer wieder ganz unten ankommen – deshalb gebe es weiter Grund zur Hoffnung.

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Was man so zwischen den Jahren macht: in alten Dokumenten stöbern. Zum Beispiel in einem Standpunkt, den ich vor ziemlich genau einem Jahr geschrieben habe. Der hörte auf mit den Worten: "Welcome 2020. Was setzen wir für Hoffnungen in Dich." Während ich das lese, bleibt mir das Lachen im Hals stecken.

Alles sollte besser werden im neuen Jahr. Und jetzt stehen wir da. Corona-Lockdown, leere Straßen und Weihnachten auf dem Sofa. Die Krankenhäuser an der Belastungsgrenze,

Ärztinnen und Pfleger oft schon jenseits davon. Über 30.000 Coronatote.  Kein Weihnachten in Moria. Kinder mit Rattenbissen. Geflüchtete bei Minustemperaturen im abgebrannten Zeltlager in Bosnien. Kein Platz für sie in unseren Herbergen. Und in der Kirche? Sexualisierte Gewalt – immer noch, immer wieder. Intransparenz. Vertrauensverlust. Mitgliederschwund. Wer dabei bleibt, braucht ein Trotzdem.

Ehre sei Gott in der Tiefe. Diese WhatsApp-Nachricht eines befreundeten Paters ist an diesem Weihnachtsfest bei mir hängen geblieben. Ehre sei Gott in der Tiefe – dort, wo die Menschen sich am Ende wähnen, dort, wo sie keinen Ausweg mehr sehen. Das passt zu diesem Jahr 2020, das so ganz ohne Gold und Glitzer zu Ende geht und in dem wir die Hoffnungsfunken mühsam suchen müssen.

Einer dieser Hoffnungsfunken ist eine Spritze, die uns die Rückkehr in ein normaleres Leben verspricht. Medizin als Hoffnung. Und damit zusammen hängt eine Gesellschaft, die sich darauf einigen kann, die Schwachen zuerst zu impfen. Und nicht diejenigen, die am meisten Geld haben. Oder die sich besonders wichtig nehmen. Sondern die, die verwundbar sind. Solidarität – auch so ein Hoffnungsfunke, ganz jenseits der eigentlichen Impfung. Es gibt einen Hoffnungsschimmer, wenn Geflüchtete ein Dach über den Kopf bekommen und ankommen dürfen. Und es gibt Hoffnung, wenn unter diesen schwierigen Umständen die frohe Botschaft bei den Menschen ankommt – manchmal auf ganz krummen Wegen.

Ehre sei Gott in der Tiefe. Er wollte und will immer wieder ganz unten ankommen – bei uns. Und so versuche ich es noch einmal: Welcome 2021. Was setzen wir für Hoffnungen in Dich.

Von Claudia Nothelle

Die Autorin

Claudia Nothelle lehrt Fernsehjournalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal, ist Aufsichtsratsvorsitzende der katholischen Journalistenschule ifp und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.