Eine "neue Menschlichkeit" müsse Gesellschaft leiten

Bischof Fürst: Impfung ist Akt der Solidarität

Veröffentlicht am 06.01.2021 um 14:46 Uhr – Lesedauer: 

Rottenburg/Stuttgart ‐ Das vergangene Corona-Jahr habe die Verwundbarkeit der Gesellschaft aufgedeckt, sagt Rottenburgs Bischof Gebhard Fürst. In seiner digitalen Neujahrsansprache fordert er zur gegenseitigen Fürsorge aller auf – wozu auch gehöre, sich impfen zu lassen.

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Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst hat die Gläubigen in der Corona-Krise zur Solidarität aufgerufen. Wie die Einhaltung der AHA-Regeln sei auch die Impfung ein Akt ebendieser Solidarität und gegenseitiger Fürsorge, sagte der Bischof am Mittwoch in seiner digitalen Neujahrsansprache. "Sobald ich selbst an der Reihe bin, werde ich mich impfen lassen." Während der Pandemie habe die Gesellschaft hilflos miterleben müssen, "wie sich dieses Virus rasant ausbreitet und sich unseres Lebens bemächtigt", so Fürst. Angesichts der Bilder von den ersten geimpften Menschen blicke er aber zuversichtlich auf das gerade begonnene Jahr.

Da der traditionelle Neujahrsempfang der Diözese Rottenburg-Stuttgart am 6. Januar coronabedingt ausfallen musste, wandte sich Bischof Fürst erstmals in elektronischer Form an die knapp 1,8 Millionen Gläubigen seines Bistums. In seiner Ansprache sagte er, die Corona-Krise habe verdeckte Defizite der "Hochglanz-Zivilisation" wie Verunsicherung, Vereinsamung und Ohnmacht aufgedeckt und gezeigt, dass der Mensch nicht alles eigener Macht beherrschen könne. "Wir spüren unsere Verletzlichkeit und die Zerbrechlichkeit unserer globalen Weltordnung", so Fürst. Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen appellierte der Bischof an die Gläubigen, mit dazu beizutragen, die Pandemie zu besiegen: "Handeln Sie in Verantwortung für sich selbst und die Anderen, seien Sie solidarisch, wann immer Sie können!"

In diesem Zusammenhang dankte Fürst allen Pflegekräften und Hilfsdiensten, Ärzten, Seelsorgerinnen und Erziehern, die sich als "Heldinnen und Helden der Stunde" um die Kranken, Notleidenden und Alten kümmerten. Das vergangene Jahr habe gezeigt, dass diese Gruppen der Hilfsbedürftigen und der Helfenden oft viel zu wenig im Blick gewesen seien. Mit Blick in die Zukunft forderte der Bischof deshalb eine "neue Menschlichkeit", die die Gesellschaft leiten müsse. Nur in "Geschwisterlichkeit und sozialer Freundschaft" könne "das Rettende wachsen", so Fürst. Der Bischof nutzte seine Neujahrsbotschaft außerdem zur Einladung zum 102. Katholikentag, der im Mai 2022 unter dem Motto "leben teilen" in Stuttgart stattfinden wird. (mfi)