Vatikan und Lutheraner bereiten "Gemeinsames Wort" zu Luther vor
Anlässlich der Exkommunikation des Reformators Martin Luther vor 500 Jahren wollen Vatikan und Lutherischer Weltbund (LWB) ein "Gemeinsames Wort" veröffentlichen. Das kündigte der päpstliche Ökumene-Beauftragte Kardinal Kurt Koch am Wochenende an. Der Kirchenbann Luthers stelle "nach wie vor eine schmerzliche Wunde in der katholisch-lutherischen Trennungsgeschichte" dar, sagte Koch dem Portal "Vatican News".
Der LWB und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen wollten wichtige mit der Exkommunikation zusammenhängende Fragen aus einem ökumenischen Blickwinkel erschließen. Eine Expertengruppe sei seit Längerem mit dieser Aufgabe betraut. Er hoffe auf eine Veröffentlichung "in absehbarer Zeit", so der Kardinal. Ziel sei es, "den Weg der Versöhnung unter der Führung des Evangeliums" weiterzugehen.
Theologen fordern Rücknahme des Kirchenbanns
Am 3. Januar 1521 hatte Papst Leo X. Martin Luther und seine Anhänger exkommuniziert. Katholiken und Lutheraner wollen in diesem Jahr gemeinsam an die Exkommunikation erinnern. Dazu planen Vatikan und LWB unter anderem eine Gedenkveranstaltung im Juni in Rom, wo dem Vernehmen nach vor allem die ökumenischen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte gewürdigt werden sollen.
Etliche namhafte Theologen fordern als ökumenische Geste eine offizielle Rücknahme der Exkommunikation Luthers. In der Vergangenheit hatte sich unter anderem die Dogmatikerin Johanna Rahner dafür ausgesprochen, den Bann formal zurückzunehmen und das als "wichtiges ökumenisches Zeichen" bezeichnet. "Dadurch könnte die katholische Kirche ihre heutige Wertschätzung der Protestanten ausdrücken", so Rahner. Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat Forderungen nach der Rücknahme der Exkommunikation Martin Luthers dagegen zurückgewiesen. "Die Exkommunikation des Reformators wurde bereits mit seinem Tod aufgehoben. Einen formalen Akt braucht es also nicht mehr", sagte Meier. (cbr/KNA)