New Yorker Oberhirte erklärt späte Wortmeldung nach Kapitol-Sturm

"Flammen geschürt": Kardinal Dolan hält Trump für Anstifter der Gewalt

Veröffentlicht am 11.01.2021 um 16:46 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Wegen enger Kontakte zum US-Präsidenten stand New Yorks Kardinal Timothy Dolan in der Kritik: Doch nun kritisiert auch er den scheidenden Amtsinhaber Donald Trump nach dem Kapitol-Sturm. Dolan erklärt zudem, warum er sich erst so spät zu Wort meldet.

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New Yorks Kardinal Timothy Dolan gibt US-Präsident Donald Trump die Schuld an dem gewaltsamen Eindringen seiner Anhänger in das Kapitolgebäude in Washington. Der Mann, der für Recht und Ordnung im Staate verantwortlich sei, habe selbst "die Flammen geschürt", erklärte Dolan in einem Video, das er am Sonntag (Ortszeit) über seinen Twitter-Account postete. Dolan verurteilt in seiner Kritik auch sogenannte "Besserwisser, die schreien und brüllen und uns sagen, was wir zu tun haben". Es blieb offen, wen der ehemalige Verbündete Trumps in der katholischen Bischofskonferenz der USA damit meinte. Sie würden "Kerosin in das Feuer der Gewalt gießen".

Seine späte Reaktion auf den Sturm des Kongresses erklärte Dolan mit seiner Rückkehr von einer Klausur, die ihn "von den turbulenten Ereignissen der letzten Woche abgeschirmt" habe. Bei dem gewaltsamen Eindringen von Trump-Anhängern in das Innere des Kapitols waren insgesamt fünf Menschen ums Leben gekommen. Dolan unterhielt enge Kontakte zu dem Amtsinhaber und sah sich dafür in Teilen der Kirche massiver Kritik ausgesetzt.

Papst Franziskus betete am Sonntag für die Opfer der Unruhen und "diejenigen, die der kürzliche Aufstand erschüttert hat". Der Papst verlangte ein Ende der Gewalt und "eine Verurteilung dieser Bewegung". Gewalt lasse sich durch nichts rechtfertigen. Führende US-amerikanische Kirchenvertreter hatten Trump am Freitag zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. Einzelne US-Bischöfe meldeten sich bereits unmittelbar nach den Ausschreitungen kritisch zu Wort. In Deutschland forderte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick eine konsequente juristische Aufarbeitung der Vorfälle in Washington. Diejenigen, die in das Kapitol eingedrungen seien, "müssen vor Gericht", erklärte Schick am Freitag. "Davon kann auch der Präsident nicht ausgenommen sein." (tmg/KNA)