Anschuldigungen stammen von Jesuit James Martin

Bischof weist Vorwurf der Verantwortung für Kapitol-Sturm zurück

Veröffentlicht am 15.01.2021 um 15:27 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ "Eine alarmierende Anzahl katholischer Geistlicher trug zu einem Umfeld bei, das zu den tödlichen Unruhen im US-Kapitol führte", schrieb der Jesuit James Martin – und erwähnte explizit den Bischof von Knoxville. Doch der wehrt sich nun.

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Bischof Richard F. Stika von Knoxville wehrt sich gegen Anschuldigen des Chefredakteurs des Jesuiten-Magazins "America", James Martin, der ihm und anderen führenden US-Katholiken vorgeworfen hat, mitverantwortlich für die Ausschreitungen im Kapitol vergangene Woche zu sein.

"Eine alarmierende Anzahl katholischer Geistlicher trug zu einem Umfeld bei, das zu den tödlichen Unruhen im US-Kapitol führte", schrieb Martin in einem Essay mit dem Titel "Wie katholische Führer zur Gewalt im US-Kapitol beitrugen". Ausgerechnet sie als Pro-Life-Anhänger hätten mit persönlichen Angriffen gegen Joe Biden eine "hasserfüllte Umgebung" geschaffen. Die Verunglimpfung Bidens habe "vielleicht zu den Unruhen in der Nation beigetragen". Dabei erwähnte Martin ausdrücklich Bischof Stika aus Tennessee. Dieser hatte Bidens Haltung in der Abtreibungsfrage als "ultimativen Kindesmissbrauch" bezeichnet.

Stika sieht sich auf Seite der Bischofskonferenz

Stika sah keinen Anlass zur Entschuldigung, da er sich im Einklang mit der Mehrheit in der US-Bischofskonferenz sehe. Diese hatte Abtreibung nach der Wahl Bidens "als das herausragende Thema der heutigen Zeit" bewertet. Martin beklagt, dass einige Bischöfe und Priester so weit gingen, Bidens Glauben wegen dessen Haltung zur Legalität von Schwangerschaftsabbrüchen infrage stellen. In seinem Essay kritisiert der Chefredakteur von "America" auch den Nationalen Direktor von "Priests for Life", Frank Pavone, der im Wahlkampf offensiv für US-Präsident Donald Trump geworben und Biden als "moralisch korrupt" bezeichnet hatte.

Bei der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar waren insgesamt fünf Menschen ums Leben gekommen und Dutzende verletzt worden. Die Ausschreitungen sorgten weltweit für Entsetzen. Führende US-amerikanische Kirchenvertreter forderten Trump am vergangenen Freitag zum sofortigen Rücktritt auf. Einzelne US-Bischöfe meldeten sich bereits unmittelbar nach den Ausschreitungen kritisch zu Wort; zuletzt gab auch der einstige Trump-Verbündete und New Yorker Kardinal Timothy Dolan dem Noch-Präsidenten die Schuld am Kapitol-Sturm. In Deutschland forderte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick eine konsequente juristische Aufarbeitung der Vorfälle in Washington. Diejenigen, die in das Kapitol eingedrungen seien, "müssen vor Gericht", erklärte Schick. "Davon kann auch der Präsident nicht ausgenommen sein." Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn warf Trump Verführung zur Gewalt vor. Inzwischen läuft ein zweites Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Am Mittwoch wird sein Nachfolger Biden als US-Präsident inauguriert. (tmg/KNA)