Bischöfe aus aller Welt begrüßen Atomwaffenverbotsvertrag
Dutzende Führungspersönlichkeiten der katholischen Weltkirche haben das Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags (TPNW) an diesem Freitag begrüßt. In einem von der Italienischen Bischofskonferenz veröffentlichten Appell heißt es: "Es ermutigt uns, dass eine Mehrheit der UN-Mitgliedsstaaten das neue Abkommen aktiv durch Verabschiedung, Unterzeichnung und Ratifizierungen unterstützt." Lange Zeit sei "die schlimmste aller Massenvernichtungswaffen" lediglich als unmoralisch betrachtet worden - nun sei sie endlich auch illegal.
Zu den Unterstützern des Aufrufs zählen unter anderen Kardinal Jean-Claude Hollerich, Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Gualtiero Bassetti, Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, sowie der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa. Als Vorsitzender von Pax Christi Deutschland unterzeichnete der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf; ebenso acht Bischöfe aus den Atommächten USA, Großbritannien und Frankreich.
Gemeinsam mit weiteren katholischen Vertretern aus rund 20 Staaten - darunter auch viele Laien - werben die Geistlichen für eine weltweite Ächtung nuklearer Arsenale. Für die katastrophalen humanitären und ökologischen Folgen, die der Einsatz solcher Mittel nach sich ziehe, gebe es zahlreiche Beispiele. Man lade alle Katholiken und katholischen Institutionen ein, etwas gegen diese "universelle Bedrohung" zu unternehmen.
So müsse dringend geprüft werden, "ob kirchliche Gelder in Unternehmen und Banken investiert werden, die an der Produktion von Atomwaffen beteiligt sind". Sollte dies der Fall sein - "ergreifen Sie Korrekturmaßnahmen", so der Appell.
Vatikan würdigt TPNW-Vertrag als "historisches Ereignis"
Der Vatikan meldete sich am Freitag ebenfalls zu Wort: Der langjährige Kirchendiplomat Kardinal Silvano Tomasi würdigte das Inkrafttreten des TPNW als "historisches Ereignis". Eine Welt ohne Atomwaffen sei "ein moralischer Imperativ unserer Zeit, die jeden Tag unsicherer wird", sagte er der Zeitung "Avvenire". Die internationale Gemeinschaft habe bekräftigt, dass nukleare Arsenale "unmoralisch und illegal" seien.
Dieser Konsens werde in Zukunft durch den öffentlichen Druck noch verstärkt, so der frühere Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf. Staaten ohne Atomwaffen bekämen rechtliche und gegebenenfalls finanzielle Druckmittel, um für das Ziel einer nuklearwaffenfreien Welt zu kämpfen.
Bereits vor einigen Tagen hatte Papst Franziskus das in Kraft tretende Abkommen als einen wichtigen Schritt bezeichnet. Es war im Sommer 2017 von 122 Staaten bei den Vereinten Nationen in New York verabschiedet worden. Mehr als 80 Länder unterzeichneten es bisher, darunter auch der Heilige Stuhl als eigenes Völkerrechtssubjekt. Deutschland zählt nicht dazu.
Bei einem Vatikan-Symposium 2017 hatte Franziskus nukleare Abschreckung als ethisch nicht mehr vertretbar bezeichnet und damit die katholische Lehre gegenüber Positionen aus dem Kalten Krieg verschärft. Bei einem Besuch im japanischen Hiroshima im November 2019 verurteilte er schon den Besitz von Kernwaffen als "unmoralisch".
In der im Oktober veröffentlichten Enzyklika "Fratelli tutti" verlangte das Kirchenoberhaupt die vollkommene Abschaffung von Atomwaffen als "moralische und humanitäre Pflicht". Die eingesparten Rüstungsausgaben sollten in einen Weltfonds fließen, "um dem Hunger ein für alle Mal ein Ende zu setzen und die Entwicklung der ärmsten Länder zu fördern". (KNA)