"Ich dachte, ich würde ein Vorbild abgeben"

Weil er sich gegen Corona impfen ließ: Bischof steht in der Kritik

Veröffentlicht am 27.01.2021 um 09:33 Uhr – Lesedauer: 

Palma de Mallorca ‐ Erst habe es geheißen, man solle Vorbild sein, jetzt werde die Corona-Impfung gegen ihn verwendet: Der Bischof von Mallorca, Sebastia Taltavull, wehrt sich gegen Kritik an seiner Person. Er habe kein Privileg gewollt.

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In der spanischen Debatte um die Prioritäten bei der Corona-Impfkampagne ist auch der Bischof von Mallorca in die Kritik geraten. Sebastia Taltavull hatte bereits Anfang Januar in einem Wohnheim für ältere Priester eine erste Impfdosis erhalten, berichtet die "Mallorca-Zeitung".

Dem "Diario de Mallorca" sagte der fast 73-Jährige: "Ich dachte, ich würde ein Vorbild abgeben." Er habe kein Privileg gewollt, sondern sei dem Rat gefolgt, ein Vorbild für noch zögerliche Bürger zu sein. Er habe nicht um die Impfung gebeten, sondern man sei auf ihn zugekommen. Mit 73 Jahren gehöre er ebenfalls zur Risikogruppe. Erst habe es geheißen, man solle Vorbild sein; jetzt werde die Impfung gegen ihn verwendet.

Leiter von Krankenhäusern müssen sich rechtfertigen

Zuvor mussten sich bereits Leiter von Krankenhäusern dafür rechtfertigen, ebenfalls bereits die erste Impfdosis erhalten zu haben. Dabei hätten sie keinen direkten Kontakt mit Corona-Patienten wie die Ärzte und Schwestern, so die Kritiker. Auf dem spanischen Festland sind bereits Politiker zurückgetreten, die sich hatten impfen lassen. Bislang werden in Spanien nur Bewohner und Angestellte von Seniorenheimen sowie Gesundheitspersonal geimpft.

er Wiener Kardinal Christoph Schönborn hatte nach Kritik seine frühe Corona-Impfung verteidigt und zugleich für eine flächendeckende Impfung geworben. "Dadurch, dass ich öffentlich meine Impfung bekannt gemacht habe, bin ich bewusst das Risiko eingegangen, dafür kritisiert zu werden", so der 75-Jährige. "Andere Menschen von der Notwendigkeit des Impfens durch mein Vorbild zu überzeugen, ist mir das allemal wert." Schönborn reagierte damit auf den öffentlichen Vorwurf des früheren ORF-Generalintendanten Thaddäus Podgorski, es würden "Eliten" bei der Corona-Impfung vorgezogen; es gebe viele Menschen in Österreich und weltweit, die den Impfschutz dringender brauchten. Nach einer Krebsoperation und einem schweren Lungeninfarkt, so Schönborn, sei er dankbar, "beides gut überstanden zu haben"; er lebe aber seither mit der Sorge vor einer möglichen Infektion. (tmg/KNA)