Fakultätentag "irritiert" über DBK-Alleingang bei Priesterausbildung
Der Katholisch-Theologische Fakultätentag zeigt sich irritiert darüber, dass die akademische Theologie nicht in den Entscheidungsprozess der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zur Reduzierung der Standorte für die Seminaristenausbildung einbezogen wurde. In einer Pressemitteilung vom Freitag reagieren die Vertreter der akademischen Theologie auf eine Mitteilung der DBK, dass sie an der Reduktion der Orte für die Studienphase der Priesterkandidaten festhält und dafür regionale Projektgruppen eingerichtet hat. Dabei fordert der Fakultätentag ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen: "Ziel soll sein, dass kirchliche Entscheidungsträger und die akademische Theologie gemeinsam an einer Lösung arbeiten", so die Erklärung.
Die Pläne, für die Studienphase der Seminaristen nur noch drei Standorte vorzusehen, lehnen die Hochschulvertreter ab. Die staatskirchenrechtlichen und hochschulpolitischen Konsequenzen seien noch nicht ausreichend bedacht. Weiter lehne man auch eine "einseitige Konzentration auf die Priesterausbildung und die Vernachlässigung der gesellschaftlichen Rolle von Theologie" ab und befürchtet eine weitere Verschlechterung der Situation für den wissenschaftlichen Nachwuchs der Theologie.
Der Fakultätentag fordert eine Einbeziehung der akademischen Theologie in die Entscheidungsprozesse, um an "zukunftsfähigen Lösungen für die Ausbildung aller auf einem Theologiestudium basierenden Berufe zu arbeiten". Dafür müsse die gesellschaftspolitische Bedeutung und Expertise der Theologie in einer "religionspluralen und säkular codierten Gesellschaft auch in einem internationalen Kontext" ausschlaggebend sein.
Bischöfe beraten bisher weitgehend unter sich
Die DBK hat bisher einen Koordinierungsrat sowie drei regionale Projektgruppen für die geplanten Standorte eingerichtet. In den Gremien sind nach bisherigem Informationsstand nur Bischöfe und Vertreter der Regentenkonferenz vertreten. Zudem wurde ein Beirat zur Unterstützung der regionalen Projektgruppen und des Koordinationsrates eingerichtet. Unter den acht Mitgliedern ist die Erfurter Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens die einzige Hochschullehrerin im aktiven Dienst. Weitere Mitglieder sind Verantwortliche für Berufungspastoral und Ausbildung pastoraler Berufe sowie zwei Weihbischöfe.
In einer Rede vor dem Fakultätentag hatte der für den Prozess zuständige Fuldaer Bischof Michael Gerber am Freitag auf die deutlich gesunkene und weiterhin sinkende Zahl der Theologiestudierenden insgesamt hingewiesen. Der Prozess einer Reduzierung der Standorte für die Priesterausbildung werde auch "am Status quo der heutigen Fakultätenlandschaft nicht spurlos vorübergehen", so Gerber. Dies gelteauch mit Blick auf die Finanzierung und "staatskirchenrechtliche Implikationen". Wenn bisherige Finanzierungsmodelle wegbrächen, werde es "sicherlich keine umfassenden kirchlichen Kompensationsstrategien" geben können.
Die von der Bischofskonferenz angedachte Reduzierung der Standorte für die Studienphase der Priesterausbildung hatte bereits im vergangenen Jahr für große Diskussionen gesorgt. Vor allem aus der akademischen Theologie wurden die Pläne sehr kritisch bewertet, aber auch einzelne Bischöfe äußerten Zweifel. Die Diözesen Köln, Regensburg und Augsburg kündigten bereits an, an ihren Standorten festzuhalten. Im Gespräch für die künftigen Studienorte sind bislang Münster, Mainz/Frankfurt sowie München, eine Entscheidung über Erfurt steht noch aus. Zudem sollen auch die Standorte Lantershofen für das Spätberufenenseminar, Eichstätt für das ostkirchliche Seminar und Rom für die Kaderschmiede Germanicum erhalten bleiben.
Der Katholisch-Theologische Fakultätentag ist der Zusammenschluss und das Repräsentativorgan von insgesamt 18 Theologischen Fakultäten und Fachbereichen an staatlichen Universitäten oder in kirchlicher Trägerschaft in Deutschland sowie von 33 Instituten für Katholische Theologie zur Ausbildung von Religionslehrern an staatlichen Hochschulen. Seit 2020 ist die Tübinger Dogmatikerin Johanna Rahner Vorsitzende des Fakultätentag. Sie hatte sich im Juni bereits deutlich gegen die DBK-Pläne ausgesprochen. (fxn)