Patrick Cellnik – Einer der jüngsten Domkantoren Deutschlands
Normalerweise würde Patrick Cellnik die 170 Mitglieder der Mädchenkantorei am Paderborner Dom mehrfach in der Woche live zu Chorproben treffen. Nun sieht er die jungen Sängerinnen im Alter von 8 bis 20 Jahren vor allem über Zoom. Wenn Cellnik heute seinen Dienst als Domkantor am Paderborner Dom antritt, beginnt er die neue Stelle in unruhigen Zeiten.
Cellnik ist dann, gemeinsam mit Domorganist und Domkapellmeister, für die Gestaltung der Musik am Dom verantwortlich. Als Kantor ist er regelmäßig Vorsänger bei den Gottesdiensten. Zugleich übernimmt er die Leitung der Mädchenkantorei, die in Corona-Zeiten aber nur online singen darf. Es ist kein leichter Start für den Kirchenmusiker, der mit seinen 27 Jahren einer der jüngsten Kantoren an einer deutschen Kathedrale ist. Ehrfurcht und Dankbarkeit bekundet er vor der neuen Aufgabe.
Schon mit 12 Jahren Orgelunterricht
Schon mit 12 Jahren nahm der gebürtige Remscheider Orgelunterricht. Mit 14 begann er die kirchenmusikalische C-Ausbildung, um nebenberuflich als Organist und Chorleiter arbeiten zu dürfen – und lag damit ein Jahr unter dem Mindestalter. Nach dem Abitur studierte Cellnik Kirchenmusik, Gesangspädagogik und Chorleitung in Köln, leitete verschiedene Ensembles und Chöre und arbeitete die letzten zwei Jahre als Kantor an der Kölner Kirche Sankt Aposteln. Jobs mit weiter Bandbreite, findet Cellnik: "Wir Kirchenmusiker sind im Grunde alles – von Kinderbetreuern bis hin zu High-End-Veranstaltern für Gottesdienste und Konzerte."
Fast drei Jahre lang war Cellnik während des Studiums als Assistent des Kölner Domkapellmeisters Eberhard Metternich bei der Kölner Dommusik tätig, zu der – wie an anderen Kathedralen – verschiedene Kinder- und Erwachsenenchöre gehören. In eigenen Schulen werden Mädchen und Jungen von Kindesbeinen an musikalisch ausgebildet. Als "Schatz" bezeichnet Cellnik diese Institutionen, der darin bestehe, "dass wir so viele Kinder begleiten dürfen".
In Cellniks Fall werden das künftig vor allem die Sängerinnen der 2008 gegründeten Paderborner Mädchenkantorei sein. Als deren Leiter stehe er vor Herausforderungen, erklärt er. Zum einen gebe es das Genre des Mädchenchors in der Musik noch nicht so lange. Zum anderen werde es gerade innerhalb der Kirche Stellen geben, an denen er für die Mädchen werde kämpfen müssen. "Das werde ich mit dem nötigen Selbstbewusstsein tun", sagt der neue Domkantor.
Ein Kantor, blickt man auf den lateinischen Ursprung des Wortes zurück, ist erst einmal nichts anderes als ein Sänger. Im religiösen Rahmen setzte sich der Begriff für die Bezeichnung des Vorsängers in Gottesdiensten durch. Ein Domkantor sei vor allem, so Cellnik, ein seelsorglicher Beruf. "Wir begleiten Kinder oft über viele Jahre hinweg in ihrer Freizeit und in ihrer Entwicklung." Darin liege ein großes Potenzial, aber auch eine große Verantwortung.
„Ich glaube, dass das, was wir als Dommusik machen, immer schon attraktiv war und auch bleiben wird.“
Gute Begleitung hat Cellnik auch selbst erfahren. Er erzählt von Lehrern, die sein musikalisches Talent schon früh förderten. Er erzählt aber auch davon, dass er schon als Kind fasziniert gewesen sei von den biblischen Geschichten – Dinge, die er nun selber weitergeben will: "Ich habe die Hoffnung, dass die Kinder und Jugendlichen in Musik und im Glauben groß werden und dass ich die Lebensfreude daran vermitteln kann."
Die negativen Schlagzeilen für die Kirche sind ein Problem
Die Zeichen dafür stehen gut. Alle Sängerinnen seien während der Corona-bedingten Einschränkungen dem Chor treu geblieben, erklärt die scheidende Domkantorin Gabriele Sichler-Karle. "Ich glaube, dass das, was wir als Dommusik machen, immer schon attraktiv war und auch bleiben wird", sagt Cellnik. Man arbeite als Gruppe auf etwas Gemeinsames, etwas Großes hin. "Die Kirche als Institution hilft uns in dieser Arbeit mit all ihren negativen Schlagzeilen zur Zeit allerdings nicht wirklich."
Der neue Domkantor, der von Mendelssohn-Bartholdys Musik zutiefst berührt ist und der von Bachs Werk als "übermenschlich" schwärmt, hält trotzdem an dem kirchlichen Aspekt seiner Arbeit fest. Ohne den Glauben würde ihm das Spirituelle fehlen, er sei wie ein Urinstinkt. "Ich bin Musiker", sagt Cellnik, "aber ich bin vor allem Kirchenmusiker."