Vatikan: Schweigen der Kirche zu Priesterkindern war ein Fehler
Der Vatikan nennt das lange Schweigen zu Priesterkindern einen "Fehler". "Früher hat es die Kirche wie alle anderen Institutionen unserer Gesellschaft sorgfältig vermieden, sich zum Verhalten ihrer Mitglieder öffentlich zu positionieren. Sie hat deren Verhalten geleugnet und verschwiegen, aus Scham und Angst, Vertrauen zu verlieren", schreibt Bernard Ardura, der Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft, in einem vergangene Woche veröffentlichten Dokument. "Dies war ein Fehler, der durch den Kontext erklärt werden kann, doch es bleibt ein Fehler."
Das Schreiben beinhaltet Antworten auf Fragen von Vincent Doyle, des Vorsitzenden von "Coping International", eines Netzwerks für Priesterkinder. Darin betont Ardura weiter, dass die Kirche ihr Verhalten mittlerweile geändert habe. Besonders durch den Ansatz der Päpste Benedikt XVI. und Franziskus habe sie das Schweigen gebrochen und prangere alle Formen des Missbrauchs an. "Wenn die Kirche in der Vergangenheit das Verhalten der Kultur um sich herum übernommen hat, so hat sie heute eine Vorreiterrolle übernommen, die das Verhalten anderer Institutionen unserer Gesellschaften inspirieren kann."
Anerkennung von offizieller Seite
Doyle zeigte sich gegenüber dem US-Portal "National Catholic Register" erfreut über das Schreiben: "Es ist besonders wichtig, dass die Kirche von offizieller Seite ein Fehlverhalten anerkennt, das über Jahrhunderte fortgeführt wurde." Eigene Fehler anzuerkennen, sei der erste Schritt zur Besserung. "Diese Anerkennung ist nicht nur historisch, sondern – noch viel wichtiger – richtiges, wahrhaft katholisches Handeln", so Doyle.
Der Umgang mit den Kindern katholischer Priester, die eigentlich Keuschheit versprochen haben, ist für die Kirche immer noch ein heikles Thema. Vieles liegt nach wie vor im Dunklen. So gibt es etwa keine offiziellen Zahlen dazu, wie viele Priesterkinder es weltweit gibt. "Coping International" nannte zuletzt 50.000 Betroffene aus 175 Ländern – bei laut Vatikan weltweit 414.000 Priestern. Die von Doyle, selbst Priesterkind, gegründete Organisation setzt sich für die Anerkennung und Vernetzung von Priesterkindern ein. (cph)