Synodaler Weg übt deutliche Kritik an Kölner Missbrauchsaufarbeitung
Das Präsidium des Synodalen Wegs will Vertreter von Betroffenen sexuellen Missbrauchs strukturell in den Reformdialog einbinden und übt deutliche Kritik an den Vorgängen um das zurückgehaltene Kölner Missbrauchsgutachten. Laut einer Erklärung mit dem Titel "Transparenz und Verantwortung", die katholisch.de vorliegt, wurde dem Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) angeboten, die Form der Mitwirkung im Gespräch zwischen Vertretern des Beirats, dem Präsidium und dem Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs zu vereinbaren. "Wir müssen auf diesem Weg die Betroffenen hören", heißt es in der Erklärung. Man sei dankbar, dass sich Betroffene in die Beratungen einbringen wollen.
In der Erklärung wird noch einmal darauf hingewiesen, dass der Synodale Weg unter dem Eindruck der Ergebnisse der MHG-Studie zu Missbrauch in der Kirche begonnen wurde. Diese habe auch "Ursachen und begünstigende Faktoren" benannt, die "in kirchlichen Strukturen und Denkmustern begründet liegen: Machtkonzentration beim Klerus, Überhöhung des priesterlichen Dienstes, männerbündische Verhaltensformen und Probleme der kirchlichen Sexualmoral", so die Erklärung weiter. Der Synodale Weg brauche offene Diskussion, geistliche Unterscheidung und klare Entscheidungen.
Kardinal Woelki reagiert als erster auf die Stellungnahme
Mit Blick auf die Vorgänge um die Zurückhaltung des Kölner Missbrauchsgutachtens spricht das Präsidium von "krisenhaften Zuspitzungen". Durch die "Bestellung, Nichtveröffentlichung und Neuvergabe von Gutachten" seien bei vielen Zweifel am Willen kirchlicher Autoritäten zur vorbehaltlosen Aufklärung entstanden. Der entstandene Vertrauensverlust könne nur schwer wieder behoben werden. Daher betont das Präsidium, dass es ihm ernst sei mit "echter Veränderung, die sich an den Maßstäben des Evangeliums orientiert". Man bitte die von Missbrauch Betroffenen darum, "kritisch auf unseren Weg zu schauen".
Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, hat unterdessen bereits eine Stellungnahme zu der Erklärung abgegeben, die am Morgen an die Beteiligten des Synodalen Wegs versendet worden war. Ihm sei "schmerzlich bewusst", dass Vertrauen verloren gegangen sei. "Als einer der ersten, die einen Betroffenenbeirat eingerichtet haben und eine unabhängige Untersuchung mit Namensnennung in Auftrag gegeben haben, haben wir, habe ich Fehler gemacht", so Woelki. Das Ziel, den Betroffenen eine Stimme zu geben, bleibe jedoch. Erneut bekräftigte er, dass nach Veröffentlichung des neuen Gutachtens am 18. März Betroffene und anschließend auch "jeder Interessierte" Einblick in das zurückgehaltene Gutachten nehmen könne.
Rücktritte dürfen kein Tabu sein
Im Schreiben werden vier Punkte klargestellt. Rechtsverstöße, pflichtwidriges Verhalten und Verfahrensfehler müssten überall "rechtskonform und ohne Ansehen der Person" geahndet werden. Alle in kirchlicher Leitungsverantwortung stünden in der Pflicht zu einer umfassenden juristischen, historischen, ethischen und theologischen Aufarbeitung, die den berechtigten Erwartungen der Betroffenen genüge. Leitungsverantwortliche müssten außerdem Konsequenzen tragen und sie gegebenenfalls selbst ziehen, bis hin zu Rücktritten. Schließlich müssten alle Bischöfe verbindliche Verfahren etablieren, um vor dem Kirchenvolk öffentlich Rechenschaft ablegen zu können.
Am Donnerstag und Freitag trifft der Synodale Weg zu einer Online-Konferenz zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Beratung des aktuellen Stands der vier Synodalforen. Die vier Synodalforen haben die Titel "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche", "Priesterliche Existenz heute", "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" und "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft". Das Präsidium des Synodalen Wegs setzt sich aus den Spitzen der DBK und des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken zusammen und bereitet die Synodalversammlungen vor und nach. Die DBK vertreten deren Vorsitzender, der Limburger Bischof Georg Bätzing, und sein Stellvertreter, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Das ZdK wird durch seinen Präsidenten Thomas Sternberg und die Vizepräsidentin Karin Kortmann vertreten. (fxn)