Theologe: Corona wird Friedensgruß und Kommunion dauerhaft verändern
Nach Ansicht des Wiener Liturgiewissenschaftlers Hans-Jürgen Feulner werden die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie den Umgang mit rituellen Handlungen wie dem Friedensgruß dauerhaft verändern. "Es wird sicherlich nicht mehr ganz so sein wie vorher", sagte Feulner am Sonntag dem Kölner Internetportal "domradio.de". Das Hygieneverständnis habe sich auch bei Gottesdienstbesuchern sehr stark verändert. "Man wird die Gläubigen vielleicht gerade in der Grippesaison darauf aufmerksam machen, sich beim Friedensgruß andere Zeichen der Verbundenheit zu geben", so der Theologe.
Ein "heikler Punkt" sei auch die Kommunionausteilung. Bei der Mundkommunion sei "ein gewisses Gefahrenpotenzial da, das man nicht unterschätzen kann", unterstreicht der Theologe. Der Spender könnte beispielsweise zwischendurch seine Finger in hochprozentigen Alkohol eintauchen, schlägt Feulner vor. Bei der Kelchkommunion aus dem gemeinsamen Kelch werde es hingegen nicht so einfach sein: "Beim Eintauchen der Hostie hat man die Gefahr, dass das nur der Priester machen darf und dann die eingetauchte Hostie ja auch wieder in den Mund des Kommunikanten geben muss." Daraus ergebe sich "ein doppeltes Problem".
Weihwasser reinigen
Auch beim Thema Weihwasser sollte man nach der Corona-Pandemie genauer hinschauen, fordert Feulner. "Gerade im Sommer tummelt sich dort alles Mögliche an Bakterien und anderem." Abhilfe könnte man schaffen, indem man das Weihwasser ein- oder zweimal die Woche reinigt. "Vielleicht ist auch eine erhöhte Zugabe von Salz möglich", so der Liturgiewissenschaftler. Immer mehr kämen auch Weihwasser-Spender auf, die mit einem automatischen Sensor funktionieren.
Feulner ist Mitherausgeber eines kürzlich erschienenen Sammelbands mit internationalen Beiträgen, der sich mit der Feier der Liturgie in der Zeit der Corona-Pandemie befasst. Unter dem Titel "Gottesdienst auf eigene Gefahr?" stellt das Buch verschiedene Hygienekonzepte vor, die in den Diözesen und Bischofskonferenzen entwickelt worden sind. (mal)