Man habe auf "Vorzugsbehandlungen" bewusst verzichtet

Kirche in NRW: Seelsorger bei Corona-Impfung nicht vorziehen

Veröffentlicht am 12.02.2021 um 16:27 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Weil er bereits gegen Covid-19 geimpft wurde, steht der Augsburger Bischof Bertram Meier in der Kritik. Der Leiter des katholischen Büros in Nordrhein-Westfalen, Antonius Hamers, hat jetzt betont, dass Seelsorger wie andere Gruppen auch warten sollen.

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Die katholischen Bistümer in Nordrhein-Westfalen lehnen eine vorgezogene Corona-Impfung aller Seelsorger ab. "Der normale Seelsorger ist dann dran, wenn die Ständige Impfkommission das vorgesehen hat", sagte der Leiter des Katholischen Büros Nordrhein-Westfalen Antonius Hamers in einem Interview dem Kölner "Domradio" am Freitag. Man habe ganz bewusst davon abgesehen, eine Forderung aufzustellen, dass alle Seelsorger vorzeitig geimpft werden sollten.

Für die Impfung von Krankenhaus-, Polizei-, oder Notfallseelsorger habe man sich an das Landesministerium gewandt. "Dabei haben wir darum gebeten, dass diese Leute dann geimpft werden, wenn die entsprechende Berufsgruppe, für die sie tätig sind, geimpft wird", so Hamers. Ein Krankenhausseelsorger, der in die Abläufe eines Krankenhauses eingebunden sei, solle demnach zusammen mit dem Krankenhauspersonal geimpft werden, so die Bitte. "Auf alle anderen Vorzugsbehandlungen haben wir ganz bewusst verzichtet", sagte Hamers.

Domkapitular Antonius Hamers
Bild: ©KNA/Andreas Otto

Antonius Hamers ist Leiter des Katholischen Büros NRW in Düsseldorf und Domkapitular im Bistum Münster.

Auch andere kirchliche Beschäftigte, insbesondere in Kindertagesstätten, setzten sich ständig der Gefahr einer Infektion aus. "Und wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht zum Wertungswiderspruch kommen. Nach dem Motto: Für die Seelsorger fordern wir etwas Besonderes ein, während die anderen Berufsgruppen, die auch einen wichtigen Dienst, auch innerhalb der Kirche und auch innerhalb der Gesellschaft leisten, aus dem Blick geraten", so der Geistliche weiter. Im Hinblick auf übriggebliebenen Impfstoff riet Hamers dazu, sich streng an die Vorgaben und Reihenfolge der Ständigen Impfkommission zu richten.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier (60) und sein Generalvikar Harald Heinrich (53) hatten sich am Wochenende in einer Caritas-Einrichtung impfen lassen und damit öffentliche Kritik auf sich gezogen. Das Bistum erklärte den Schritt der Geistlichen damit, dass kurzfristig überzähliger Impfstoff vorhanden gewesen sei. Meier und Heinrich seien zudem regelmäßig als Seelsorger in Pflegeeinrichtungen tätig, um dort Messen zu feiern oder Krankensalbungen zu spenden. Sie seien daher als "Personal" anzusehen.

Laut einer am Freitag veröffentlichten Umfrage in allen 27 deutschen Bistümern ist neben Meier nur der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe ebenfalls bereits gegen Corona geimpft worden. Dieser habe die Impfung aber nur erhalten, weil er als ehrenamtlicher Helfer mit einem mobilen Impfteam unterwegs sei. (cbr)