Frieden, Freiheit & Versöhnung

Mit Blick auf die Gewalt in Syrien und im Südsudan rief der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch dazu auf, Flüchtlingen und Bedrängten zu helfen. "Wir sind herausgefordert, Flüchtlingen Heimat zu geben, um Frieden zu beten, zur Versöhnung beizutragen, die Freiheit des Anderen zu achten", sagte Zollitsch, der seine letzte Weihnachtspredigt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz hielt. "Unsere Freude über die Geburt Jesu Christi ist getrübt dadurch, dass es so viele Menschen gibt, die Gewalt ausgesetzt sind."
Kardinal Marx: Mehr Mitgefühl
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx mahnte mehr Mitgefühl mit den Flüchtlingen an. Die Botschaft der Nächstenliebe müsse achtsam machen "für die Verletzungen und Wunden, für die Armen und für jene, die, wie es Papst Franziskus ausdrückt, an der Grenze leben", sagte Marx in der Münchner Frauenkirche: "Und dann können wir nicht mehr wegschauen, wenn mehr als 45 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind." Der Kardinal rief auch zu mehr Einfühlsamkeit gegenüber pflegebedürftigen und alten Menschen auf. "Es macht uns unruhig, dass viele Menschen im Alter unzureichend gepflegt werden, einsam sind und dement", so der Oberhirte.
Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki verwies auf die biblische Herbergssuche der Heiligen Familie. Daraus ergebe sich auch heute eine Verpflichtung, für heimatlose Menschen einzutreten. "Eine grundsätzliche Änderung des Flüchtlingsrechts ist geboten, wenn es uns ernst ist, den Fremden willkommen zu heißen", forderte der Erzbischof. Er rief dazu auf, den "Das Boot ist voll"-Parolen von Rechtsextremisten zu widersprechen.
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann warnte die Katholiken vor Spendenmüdigkeit und rief zur Hilfe für die Ärmsten auf. "Der Unmut und die Enttäuschung über Ereignisse in der Kirche, besonders auch in unserem Nachbarbistum Limburg, darf nicht dazu führen, dass wir die Hilfe für die Armen in Afrika, Asien und Lateinamerika aufkündigen", sagte er im Mainzer Dom: "Im Gesicht des Armen begegnet uns Jesus selbst."
Kardinal Meisner: Von der Kraft Christi durchdringen lassen
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner erklärte, die Menschen sollten sich von der Kraft Christi durchdringen lassen und auf Unrecht mit Vergebung reagieren. Während die Menschen gewohnt gewesen seien, mit dem Schwert zu siegen, habe Christus die Welt mit gebundenen Händen überwunden. "Sie erwarteten einen König, und es kommt ein armes Kind", so der Kardinal, der am Ersten Weihnachtstag 80 Jahre alt wurde.
„Sie erwarteten einen König, und es kommt ein armes Kind.“
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen verurteilte Prostitution als "moderne Sklaverei". Sie widerspreche der Würde des Menschen, sagte er und unterstützte politische Überlegungen, Menschenhandel und Zwangsprostitution einzudämmen. Die momentane Rechtslage fördere das Geschäftsmodell Prostitution und den Menschenhandel mit jungen Frauen aus armen Ländern wie Bulgarien oder Rumänien.
Bischof Bode: Nicht mit den Nöten in der Welt abfinden
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode rief die Christen auf, sich nicht mit den Nöten in der Welt abzufinden. Gerade sie hätten den Auftrag, sich einzumischen gegen Unrecht und Menschenverachtung. So müssten etwa Flüchtlingen in Deutschland Wohnungen und andere Hilfen zur Verfügung gestellt werden, sagte der Bischof mit Bezug auf die Herbergssuche der Heiligen Familie. Solche und andere Probleme gehörten "hineingesungen in den Jubel der Weihnacht, und sei es mit heiserer und gebrochener Stimme", so Bode. Gott sei in die Heillosigkeit der Welt hineingeboren, um sie zu wandeln und zu erlösen.
Norbert Trelle ist Bischof von Hildesheim.
Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle warnte davor, Gott spielen zu wollen. "Wer aus eigenen Kräften in dieser Welt das Paradies herstellen will, macht aus ihr eine Hölle", sagte er in der Hildesheimer Basilika Sankt Godehard. Trelle rief dazu auf, Gott wieder den Vorrang zu geben. Viele Menschen glaubten irrtümlich, dass man Himmel und Erde trennen könne. Trotz des Blicks zum Himmel sei es aber möglich, sich auf die Erde zu konzentrieren und zuzupacken.
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker sprach von einer Gotteskrise der Gesellschaft. "Wir leugnen Gott nicht, aber wir rechnen auch nicht ernsthaft mit ihm", sagte er. Die Gotteskrise sei auch der tiefere Grund für die Kirchenkrise. "Manchmal wirkt die Kirche auf mich wie ein entlaubter Baum in der Winterlandschaft", so der Erzbischof.
Bischof Overbeck: Mehr zu den Armen wenden
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck forderte eine größere Hinwendung zu den Armen. Viele Familien, Alleinerziehende, Jugendliche ohne Bildungsabschlüsse sowie alleinstehende alte Menschen gehörten "zu den Verlierern unseres Lebenssystems", sagte er im Essener Dom. Overbeck prangerte besonders Formen von Armut an, die mit Jobverlust, Langzeitarbeitslosigkeit und schlechter Gesundheitsvorsorge einhergehen.
Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff kritisierte, dass Europa die Grenzen nach Afrika dicht gemacht habe und die Flüchtlinge "zurück ins sichere Verderben und in den Tod" jage. "Nichts geschieht. Nicht in Europa, fast nichts in Deutschland. Und wir feiern Weihnachten. Gott verzeih uns unsere Sünden", sagte der Bischof im Aachener Dom.
Felix Genn ist seit März 2009 Bischof von Münster.
Der Bischof von Münster Felix Genn rief die Menschen auf, nicht nur an sich selbst zu glauben. Vielmehr sollten sie Gott, der bei den Menschen eine Herberge suche, die Türe öffnen, sagte er im Dom von Münster. Das Schalke-Lied "Ich bin für dich geboren, ich hab mein Herz verloren" sollte nicht nur für den Fußball-Club gelten, sondern auch für die Beziehung zu Gott.
Für den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick lädt Weihnachten zum Umdenken und zu einem alternativen Lebensstil ein. Das Fest lehre, dass in Solidarität und Gemeinsinn Zukunft liege, sagte Schick im Bamberger Dom. "Wir brauchen mehr Solidaritätswachstum als Wirtschaftswachstum. Wir brauchen Friedenswachstum gegen Waffenhandel und Kriegsgetümmel." Auch sei es nötig, dass mehr Verständnis zwischen den Religionen und Nationen wachse. Weihnachten müsse als "Fest der Demut Gottes" verstanden werden, sagte Schick. "Was Gott in Bethlehem getan hat, ist Stachel im Fleisch der Menschheit, der zu einem besseren Leben anstachelt."
Bischof Voderholzer: Neue Menschen werden
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer ermutigte die Gläubigen, zu weihnachtlichen, neuen Menschen zu werden. "Das Kind in der Krippe ist das Weihnachtsgeschenk schlechthin, das Urbild und die Quelle jeder Herzensgabe", sagte er im Regensburger Dom. Kein Geld der Welt könne Glück, Lebensfülle oder Liebe kaufen. Alles, was im Leben wichtig sei, müsse sich der Mensch vom Himmel schenken lassen.
In Eichstätt erinnerte Bischof Gregor Maria Hanke daran, dass Christen auf das Leben und auf die Welt schauten, weil Gott zu Weihnachten Mensch geworden sei. Der Glaube an die Menschwerdung sei somit ein Einspruch "gegen die Unkultur des Wegschauens". Die Menschen wüssten heute wegen der medialen Vernetzung mehr als je zuvor übereinander, betonte der Bischof. Dennoch bestehe die Gefahr, in größter Distanz und Gleichgültigkeit zu leben. Christen aber sollten Hinsehen auf die Not der Menschen, etwa von Flüchtlingen oder Asylbewerbern.
Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa betonte, Gott mache an Weihnachten selber einen ganz neuen Anfang. Er wolle auch mit "jedem von uns" einen neuen Anfang machen. Die Feier der Heiligen Nacht sei deshalb eine erneute Chance und "eine herzliche Einladung, die Frohe Botschaft zu hören, zu beherzigen und selber weiterzugeben".
Jesus erhelle das Lebensdunkel durch sein Kommen, betonte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann im Kiliansdom. Doch ohne das Faktum der Auferstehung wäre diese Weihnachtsbotschaft wohl in der Dunkelheit der Geschichte untergegangen. Es gebe eine innere theologische Logik, die einen unruhig mache. Das sei die Botschaft der selbstlosen Liebe, die der Weg zum Glück sei, so Hofmann.
Bischof Hauke: Es klopfen Menschen an die Tür, keine Probleme
Der Dresdner Bischof Heiner Koch rief zum Schutz des Lebens auf. Das Evangelium von der Geburt Jesu Christi erzähle davon, dass das von Gott geschenkte Leben "unter allen Bedingungen und in all seinen Phasen heilig ist", sagte er in der Dresdner Kathedrale. Der Bischof betonte, "dass das Leben auch dann noch einen Sinn hat, wenn wir ihn nicht begreifen".
Bischof Gerhard Feige.
Nach den Worten des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige verleiht das Evangelium von der Menschwerdung Gottes jedem Menschen eine unverlierbare Würde. Es eröffne «denen, die sich gläubig darauf einlassen, die Möglichkeit, immer wieder neue Hoffnung zu schöpfen und neuen Mut zu gewinnen». Selbstverständlich sei es notwendig, sich zunächst für mehr Gerechtigkeit einzusetzen. Zugleich sei aber auch eine Kultur der Barmherzigkeit erforderlich. «Liebe und Barmherzigkeit können eine Quelle der Motivation und Inspiration werden, um angemessene Lösungen zu finden», so der Bischof von Magdeburg.
Der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke erklärte: "Wer sich vom Schicksal der Heiligen Familie berühren lässt, der kann Flüchtlinge nicht als 'Asylantenflut' an unseren Landesgrenzen abweisen." Lediglich 10.000 Syrer sollten in Deutschland, einem der reichsten Länder der Erde, aufgenommen werden; und selbst dagegen formiere sich "mancherorts Protest, als drohe der Untergang unseres Landes", kritisierte der Diözesanadministrator: "Es sind doch Menschen, die an unsere Türe klopfen, nicht Probleme." Daher solle man nicht problematisieren, sondern menschlich handeln, mahnte Hauke.
Bischof Wiesemann: Ehe nicht aufgeben
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ermunterte die Christen, Jesus und seiner Botschaft im Alltag Platz zu geben. Weihnachten komme erst da zum Ziel, wo "Menschen Gott aufnehmen, sich für den entscheiden, der sich für sie entschieden hat", sagte Ackermann im Trierer Dom. Es sei zu wenig, "den Menschgewordenen nur im Kirchenraum anzunehmen". Gott habe die Grenzen zwischen seinen und den menschlichen Räumen verschoben.
„Es sind doch Menschen, die an unsere Türe klopfen, nicht Probleme.“
Der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann rief zu einem missionarischen Aufbruch der Kirche auf. Im Speyerer Kaiserdom warnte er zugleich davor, das Leitbild von Ehe und Familie aufzugeben. Die Weitergabe des Lebens dürfe nicht von der Liebe abgekoppelt werden, so Wiesemann. Der Bischof kritisierte, Menschen seien dabei, sich genetisch zu screenen und Bedingungen an ein Lebensrecht zu stellen. Wiesemann sprach von Allmachtsfantasien von Menschen, die "liebesunfähig, leidensunfähig und freudlos" seien.
Heinz Josef Algermissen, Bischof von Fulda.
Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen sieht seine Kirche in der Pflicht, sich "für das Recht jedes Menschen auf Leben, von der Empfängnis bis zum Tode, starkzumachen". Die weihnachtliche Option für die Armen müsse sich auf die Schwächsten beziehen, auf Ungeborene, Kranke, Alte, Behinderte und Sterbende, betonte der Bischof im Fuldaer Dom. Große Sorge äußerte Algermissen über einen Pragmatismus und Populismus, mit dem in der Gesellschaft, in Medien, Wissenschaft und Politik insbesondere das menschliche Leben an seinem Anfang und Ende zur Disposition gestellt werde. Demgegenüber müsse die Kirche das ihr anvertraute "Evangelium des Lebens" verkünden.
Der Limburger Weihbischof Thomas Löhr erklärte, die weihnachtliche Botschaft von Rettung und Frieden sei den Menschen nicht einfach zum eigenen Wohlbefinden geschenkt. Er sehe das Leid der Flüchtlinge mit Sorge: "Wenn sie auch weit weg von uns auf einer fernen Insel ankommen, sind es doch unsere Türen, an die geklopft wird, und unsere Herzen, an die sie appellieren." (KNA)