Heiligenkreuz: Rektor für Priesterausbildung an kirchlichen Instituten
Der Rektor der Hochschule Heiligenkreuz, der Zisterzienser Wolfgang Buchmüller, sieht in den Plänen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), die Priesterausbildung auf drei universitäre Standorte zu konzentrieren, einen "deutschen Sonderweg". In der Zeitung "Die Tagespost" (Donnerstag) spricht der Professor für Spirituelle Theologie sich für eine Vielfalt an akademischen Ausbildungsstätten aus, zu denen neben staatlichen Fakultäten auch kirchliche Einrichtungen gehören sollen. Die Situation in Deutschland, wo die meisten Theologiestudenten an staatlichen Universitäten studieren, sei international gesehen eine Ausnahme. Beispiele wie die kirchlichen akademischen Einrichtungen in Frankreich zeigten, dass akademische Priesterausbildung nach dem Prinzip "Priester bilden Priester aus" für die Kirche nicht nachteilig seien.
Buchmüller betont, dass es zum Auftrag des Evangeliums gehöre, dass es neben einer "intellektuell redlichen Ausbildung" auch eine "wesentliche spirituelle Komponente" im Theologiestudium brauche. Das sei gerade heute notwendig: "Wenn aber Evangelisierung das Gebot der Stunde darstellt, um eine weitgehend entchristlichte Gesellschaft erneut mit den Werten des Evangeliums zu konfrontieren, dann können kirchliche theologische Hochschulen, die von einem geistlichen Glaubensleben getragen werden, in ihrer Verbindung von wissenschaftlicher Theologie und gelebter Spiritualität zu Biotopen werden, in denen fragende Menschen die klare Luft des Glaubens einatmen können, die sie notwendig brauchen", so der Hochschulrektor.
Kritik an DBK-Plänen aus der akademischen Theologie
An staatlichen Universitäten habe die Theologie dagegen die Aufgabe, "als akademische Disziplin den Anschluss an eine offene Gesellschaft zu suchen, um mit ihr mit in einen anspruchsvollen intellektuellen Dialog einzutreten". Staatliche theologische Fakultäten seien nicht nur "Stätten einer maximalen Wissensvermittlung", sondern auch "Schulen des unabhängigen kritischen Denkens, das die intellektuelle Welt bis heute befruchtet und herausfordert". Kirchliche Hochschulen dagegen könnten jungen suchenden Menschen besser "identitätsstiftende und zugleich intellektuell befriedigende Antworten bieten, die ihnen den Lebensraum eröffnen, innerlich zu wachsen, um später Aufgaben in der Kirche zu übernehmen", so Buchmüller.
Die deutschen Bischöfe beraten derzeit aufgrund stetig sinkender Zahlen von Priesteramtskandidaten über eine Reduzierung der Ausbildungsstätten. Nach einem derzeit diskutierten Konzept könnte die Priesterausbildung auf die Fakultäten der Universitäten Mainz in Verbindung mit der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt, München und Münster konzentriert werden, zudem ist Erfurt im Gespräch. Das Ostpriesterseminar "Collegium Orientale" in Eichstätt und die Ausbildung im Dritten Bildungsweg im Studienseminar Lantershofen sind nicht betroffen. Nicht alle Bistümer wollen sich an den Plänen beteiligen. Die Überlegungen der DBK stießen bei den Vertretern der akademischen Theologie auf deutlichen Widerstand. Die Vorsitzende des Fakultätentags, die Tübinger Dogmatikerin Johanna Rahner, bezeichnete die Pläne bereits nach Bekanntwerden im Juni 2020 als "hochgradig naiv". Sie sah darin "das Ideal einer Priesterausbildung, wie es Mitte des 16. Jahrhunderts auf dem Konzil von Trient formuliert wurde". Nach einer Konkretisierung der Planungen Ende Januar zeigte sich der Fakultätentag erneut irritiert, dass die akademische Theologie nicht in den Prozess eingebunden wurde.
Pater Wolfgang Buchmüller ist seit 2019 Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz, die in Trägerschaft des Zisterzienserklosters Stift Heiligenkreuz ist. Die Hochschule bietet neben einem Magisterstudium der Theologie auch ein Theologiestudium im Dritten Bildungsweg für Studierende ohne Abitur an. Die Hochschule hat laut ihrer Statistik derzeit über 300 eingeschriebene Studierende, davon 177 Ordensleute und Seminaristen von Diözesen und Orden. Der Frauenanteil beträgt etwa 18 Prozent. (fxn)
Korrektur, 26. Februar 2021, 9.10 Uhr: Vollständiger Name der Hochschule präzisiert.