"So schmerzhaft das ist, so notwendig erscheint es mir"

Weihbischof für Priesterseminar-Fusionen – Umbruch sei auch positiv

Veröffentlicht am 26.02.2021 um 09:23 Uhr – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Priesterausbildung geschehe immer in einer Gruppe und "diese Gruppe bedarf einer gewissen Größe, die wir in vielen Seminaren leider nicht mehr erreichen": Freiburgs Weihbischof Christian Würtz befürwortet eine Konzentration der Ausbildungsstätten.

  • Teilen:

Der Freiburger Weihbischof Christian Würtz ist für eine Konzentration der Priesterausbildung auf wenige Standorte. "So schmerzhaft das ist, so notwendig erscheint es mir", sagte Würtz laut Manuskript am Donnerstagabend bei einer digitalen Tagung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Priesterausbildung geschehe immer auch in einer Gruppe. "Diese Gruppe bedarf einer gewissen Größe, die wir in vielen Seminaren leider nicht mehr erreichen." Prognosen zeigten, dass die Talsohle dabei noch nicht erreicht sei. "Vor allem deshalb erscheint mir ein Zusammengehen mit anderen Seminaren unumgänglich."

Im vergangenen Sommer hatte eine Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ein Reformkonzept für die Priesterausbildung vorgelegt. Diese soll demnach nur noch an wenigen Standorten in Deutschland erfolgen. Das Ergebnis stieß zum Teil auf heftige Kritik. Zuletzt hatte sich auch der Rektor der Hochschule Heiligenkreuz, der Zisterzienser Wolfgang Buchmüller, kritisch zu den Plänen geäußert und sie als einen "deutschen Sonderweg" bezeichnet. Er sprach sich für eine Vielfalt an akademischen Ausbildungsstätten aus, zu denen neben staatlichen Fakultäten auch kirchliche Einrichtungen gehören sollen. Die deutschen Bischöfe beschlossen jüngst auf ihrer Frühjahrsvollversammlung, dass die Überlegungen zur künftigen Priesterausbildung unter anderem in einem neuen Koordinationsrat weiterlaufen sollen.

Würtz ergänzte, es gebe Optimierungsmöglichkeiten bei der Priesterausbildung: Dies "scheint mir bei den geforderten einheitlichen Qualitätskriterien zu sein, die regelmäßig evaluiert werden, bei der stärkeren Einbindung von Frauen und Familien in die Ausbildung" und gelte auch für eine bessere Qualifizierung der Ausbilder. Er selbst habe sich als Seminarist immer gewundert, warum er von Priestern zum Pfarrer ausgebildet werde, "die selbst nie Pfarrer waren".

Einbeziehung von Haupt- und Ehrenamtlichen sind Bereicherung

Der Weihbischof betonte, im Umbruch des kirchlichen Lebens stecke auch Positives. So zeige sich, "dass der Aufbau des Reiches Gottes und die Seelsorge nicht nur Aufgabe der Priester ist, sondern vielmehr des ganzen Volkes Gottes". Auch die Einbeziehung von Haupt- und Ehrenamtlichen in Bereiche, die früher dem Priester vorbehalten gewesen seien, sei als Bereicherung zu sehen. Der Priester selbst müsse nun nicht mehr allein alle Aufgaben von der Verwaltung über den Schulunterricht bis zur Sakramentenkatechese abdecken.

Zudem rief Würtz Priester zum "Dienst an der Einheit" auf. Je weiter die Gläubigen voneinander entfernt lebten, desto wichtiger sei es, dass sie Gemeinschaft erlebten. "Und je unterschiedlicher sich die Meinungen in unserer pluralen Zeit ausdifferenzieren, desto wichtiger ist die Aufgabe, die Vertreter der unterschiedlichen Ansichten zusammenzubringen und die Einheit zu wahren." Ferner müssten Geistliche zusammenhalten. Es sei "unumgänglich, dass sich die Priester gegenseitig stützen, Halt geben und auch stärken, nicht nachzulassen im Verkündigen des Gottesreiches".

Würtz äußerte sich bei der Tagung "Priesterliche Identität? Erwartungen im Widerstreit". Die internationale Digitalveranstaltung der KU läuft noch bis Samstag. Als Referenten angekündigt sind etwa Jerome Beau, Erzbischof von Bourges, und Boris Gudziak, Metropolit und Erzbischof von Philadelphia der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche. Die Tagung wird gefördert durch das "Zentrum Religion, Kirche und Gesellschaft im Wandel" der KU sowie die Bischofskonferenz. (tmg/KNA)