Klostergründer Bianchi verteidigt sich gegen "Verleumdungen"
Der populäre italienische Klostergründer Enzo Bianchi hat sich im Konflikt um seine Verbannung aus der Gemeinschaft Bose an die Öffentlichkeit gewandt. Er habe bisher aus Gehorsam geschwiegen, schrieb er am Wochenende auf seiner Website. Aber das sei nun vorbei: "Schweigen ja, Zustimmung zu Lügen nein!"
Der 78-Jährige klagt über "Verleumdungen" und eine gegen ihn gerichtete "Verdrehung der Tatsachen". In seinem Schreiben führt er mehrere Gründe an, weshalb er die Kommunität in Norditalien trotz eines entsprechenden Vatikandekrets nicht verlassen hat. Eine letzte Frist war Mitte Februar verstrichen. Um welche Vorwürfe gegen Bianchi es genau geht, wurde bisher nicht mitgeteilt.
Am Freitag bestätigte Papst Franziskus die Gültigkeit der vom Vatikan im Mai verfügten Regelung. Sie sieht einen Fortzug des Ex-Priors sowie einiger weiterer Klostermitglieder vor. Der Papst habe dem Prior und der Gemeinschaft "seine Nähe und Unterstützung in dieser schwierigen Phase" ausgedrückt, teilte der Vatikan mit. Ziel der verfügten Maßnahmen, so die Erklärung, sei, "das Leiden sowohl des Einzelnen als auch der Gemeinschaft zu lindern". Daher habe der Papst die "Orientierungen und Modalitäten", die im Dekret vom Mai 2020 "klar definiert" seien, "wiederholt" und fordere deren Umsetzung. Hintergrund des Streits in Bose sind Spannungen nach dem Übergang der Leitung auf den 2017 gewählten neuen Prior Luciano Manicardi.
Bianchi: Durfte mich nicht verteidigen
Bianchi versichert, dass er nach Erhalt des vatikanischen Dekrets "sofort mit der Suche nach einer geeigneten Unterkunft" begonnen habe. Vor allem sein schlechter Gesundheitszustand habe das Vorhaben jedoch zunichtegemacht. Er leide an schweren Ischias-Beschwerden, einer Nierenerkrankung und Herzproblemen. Zudem seien die für seine Arbeit unabdingbare "umfangreiche Bibliothek und das große persönliche Archiv" nicht einfach zu verlegen.
Der angedachte Umzug in die toskanische Ordensniederlassung Cellole sei auch an unzulässigen Bedingungen gescheitert, klagt Bianchi. So habe man ihm und seinen Getreuen sämtliche Rechte einer klösterlichen Gemeinschaft aberkennen wollen. Dies halte er für "unmenschlich". Obendrein enthalte der Vertragsentwurf eine Klausel, mit der man ihn jederzeit aus Cellole vertreiben könne. Darum sei eine Einigung nicht zustande gekommen. Ohnehin ist Bianchi der Auffassung, die vom Vatikan beschlossene Verbannung basiere auf unzutreffenden Vorwürfen. Ihm sei jedoch nicht die Möglichkeit gegeben worden, sich zu verteidigen. Der Klostergründer schließt seine Ausführungen mit den Worten: "Ich habe nichts weiter mitzuteilen, zumindest nicht im Moment. Urteilen Sie selbst."
Bianchi zählt zu den bekanntesten geistlichen Autoren Italiens. Er hatte die ökumenische Gemeinschaft Bose 1965 gegründet. Sein Kloster in den Hügeln östlich von Ivrea in der Region Piemont gilt als Beispiel für einen Neuaufbruch des klösterlichen Lebens in der katholischen Kirche. (tmg/KNA)