Jung: Unterschriftenaktionen für verurteilten Priester "bizarr"
Würzburgs Bischof Franz Jung hat sich von zwei Unterschriftenaktionen in der Pfarreiengemeinschaft "Heiliges Kreuz Bad Bocklet" in Unterfranken zugunsten eines wegen sexuellen Kindesmissbrauchs verurteilten Priesters distanziert. "Die Organisatoren und Unterzeichner der Aktionen fordere ich auf, das Urteil und das Leid der Betroffenen zu akzeptieren und Tatsachen nicht zu verdrehen", so Jung in einer vom Bistum Würzburg am Montag veröffentlichten Stellungnahme. Die zwei Aktionen würden "in bizarrer und skandalöser Weise" die Bemühungen zur Missbrauchsaufarbeitung konterkarieren und verursachten "schwersten Schaden für Pfarrei, Bistum und Kirche insgesamt".
Vergangene Woche hatte der BR von zwei Unterschriftensammlungen zur Unterstützung eines 42-jährigen Priesters berichtet, der im vergangenen Jahr wegen sexuellen Missbrauchs einer damals 12-jährigen Ministrantin vor mehr als zehn Jahren schuldig gesprochen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Das Opfer hatte im Prozess angegeben, dass die Taten einvernehmlich geschehen seien, der Geistliche hatte davon gesprochen, von der Ministrantin bedrängt worden zu sein. Beide Unterschriftenaktionen wollten dem Priester ein weiteres pastorales Engagement ermöglichen. Das Ziel einer der Aktionen war es, dass der Mann nach dem momentan laufenden kirchlichen Verfahren in die Pfarreiengemeinschaft zurückkehrt.
Diesen Überlegungen erteilte Jung nun eine Absage: "Der verurteilte Priester wird definitiv nicht mehr in die Pfarreiengemeinschaft 'Heiliges Kreuz Bad Bocklet' zurückkehren und hat auf die Pfarreien verzichtet. Alle weiteren Maßnahmen der Diözese gegenüber dem Priester werden im kirchlichen Verfahren geklärt." Die Unterschriftensammlungen ließen "mit Erschrecken" erkennen, dass "offensichtlich in Teilen der innerkirchlichen Öffentlichkeit noch immer nicht angekommen ist, dass sexueller Missbrauch ein Verbrechen ist, das nicht geduldet werden kann", so Jung. Dem Priester ist die Ausübung seines Dienstes durch das Bistum bis heute untersagt. (cph)