Trotz gegensätzlicher Meinungen im Gespräch bleiben

Kardinal Woelki: Kölner Missbrauchsgutachten markiert Neubeginn

Veröffentlicht am 21.03.2021 um 09:23 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Woelki: Kölner Missbrauchsgutachten markiert Neubeginn
Bild: © KNA

Köln ‐ Am Donnerstag wurde das Gutachten zum Umgang mit Missbrauch im Erzbistum Köln vorgestellt. Für Kardinal Rainer Maria Woelki markiert die Studie "keinen Abschluss", sondern einen Neubeginn.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht das von ihm in Auftrag gegebene Missbrauchsgutachten als Wende. "Die Untersuchung, die ist kein Abschluss", sagte er am Sonntag dem Kölner Online-Portal domradio.de. "Sie markiert so etwas wie einen Neubeginn." Er wolle dazu beitragen, dass die Christen im Erzbistum achtsam miteinander umgingen. "Dass wir im Gespräch bleiben, auch wenn wir anderer Meinung sind. Dass wir zusammen um den richtigen Weg ringen, denn es kann nicht mehr so bleiben wie es war."

Woelki bekräftigte zudem, den Missbrauch im Erzbistum Köln weiter aufarbeiten zu wollen. Er habe den Betroffenen sexualisierter Gewalt das Versprechen gegeben, dass die Aufklärung weitergehe, sagte der Kölner Erzbischof der "Rheinischen Post" (Montag). "Da möchte ich mich künftig auch in die Pflicht nehmen lassen."

Die Entschuldigung, "man habe ja nichts geahnt, kann jetzt eben von keinem mehr gesagt werden", meinte der Kardinal weiter. "Und natürlich tut die Wahrheit weh. Aber sie ist unbedingt notwendig, weil sie uns hilft, den wichtigen Prozess der Veränderung einzuleiten."

Eine große Hoffnung setzt Woelki in die neue Aufarbeitungskommission aus Betroffenen, Wissenschaftlern und Juristen, die auch im Erzbistum installiert werden soll. "Die unabhängige Kommission wird uns vor allem sagen können, wie wir die Aufarbeitung betreiben sollen und was die nächsten Schritte sein werden." Man wolle sich dabei natürlich auch kontrollieren lassen. "Damit es für alle nachvollziehbar ist, ob wir uns an unsere eigenen Maßstäbe auch gehalten haben."

Die Untersuchung war am Donnerstag vorgestellt worden. Sie sollte auch aufzeigen, wie Bistumsverantwortliche mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Priester umgingen. Die Gutachter um den Strafrechtler Björn Gercke stellten in 24 der insgesamt 236 ausgewerteten Aktenvorgänge 75 Pflichtverletzungen fest. Die Amtsträger gingen zum Beispiel einem Verdacht nicht nach oder sanktionierten strafbares Verhalten nicht. In keinem einzigen Fall ging es um Strafvereitelung im strafrechtlichen Sinn.

Mehrere Kirchenmänner zogen Konsequenzen aus Gutachten

Zu den Beschuldigten zählen unter anderen der Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54) sowie der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53), die noch am Donnerstag dem Papst ihren Rücktritt anboten. Beschuldigt sind auch der frühere Generalvikar Norbert Feldhoff (81) und die verstorbenen Erzbischöfe Joseph Höffner (1906-1987) und Joachim Meisner (1933-2017).

Um die Untersuchung hatte es einen monatelangen Streit gegeben. Ein erstes Gutachten einer anderen Kanzlei wollte Kardinal Woelki nicht wie zunächst vorgesehen veröffentlichen, weil er es für fehlerhaft hält. Kritiker warfen ihm mangelnden Aufklärungswillen und schlechte Kommunikation vor. (rom/KNA)

21.03., 16.15 Uhr: ergänzt um Aussagen aus Interview mit der Rheinischen Post. /rom