Regelung im Blick auf Würde der Personen und christliches Eheverständnis

Segnung homosexueller Paare: Bischof Fürst für "versöhnliche Lösung"

Veröffentlicht am 23.03.2021 um 10:49 Uhr – Lesedauer: 

Rottenburg ‐ Das vatikanische Nein zur Segnung homosexueller Paare schlägt nach wie vor hohe Wellen. Nun meldet sich auch der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst zu Wort: Er will eine Regelung, die dem Eheverständnis der Kirche und der Würde der Person entspricht.

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Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, plädiert in der Debatte um das vatikanische Nein zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare für eine "versöhnliche Lösung". "Ich hoffe und setze mich dafür ein, dass wir eine Regelung finden, die dem Respekt vor den Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und der Würde der einzelnen Personen gerecht wird und die gleichzeitig dem christlichen Verständnis von Ehe und Familie als Leitbild für unsere Kirche gerecht wird", heißt es in einer am Montag auf der Bistumswebsite veröffentlichen Stellungnahme.

Die Liebe zu einem Partner beziehungsweise einer Partnerin sei für die meisten Menschen der Schlüssel zu einem glücklichen Leben, so Fürst weiter. Aus diesem Grund sei für die katholische Kirche die Ehe als Verbindung von Frau und Mann und die daraus resultierende Familie besonders schützenswert. "Deshalb ist die Ehe ein Sakrament", betont der Bischof. Darüber hinaus gebe es Menschen in dauerhaften homosexuellen Partnerschaften, die ihre Liebe zueinander als "segensreich" erfuhren. Auch diesen gebühre die Achtung und Zuwendung der Kirche. "Ich wende mich entschieden gegen jegliche Diskriminierung!", so Fürst.

Seelsorgerliche Begleitung"selbstverständlich"

Nach eigener Aussage ist für Fürst eine seelsorgerliche Begleitung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften selbstverständlich. "Wir können und sollten miteinander um ein vertieftes Verständnis füreinander beten". Er rief die Kirchengemeinden in der Diözese dazu auf, Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in ihren Reihen "ohne Diskriminierung" aufnehmen. Gleichzeitig kündigte er an, demnächst eine diözesane Stelle "in diesem sensiblen seelsorgerischen Bereich" einzurichten.

Die Glaubenskongregation hatte am vergangenen Montag in einem "Responsum ad dubium" die Frage, ob die Kirche die Vollmacht habe, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen, mit einem knappen "Nein" beantwortet. Dies hat vor allem im deutschsprachigen Raum für Diskussion und Proteste gesorgt. Eine am Montag veröffentlichte Stellungnahme einer Arbeitsgruppe an der Universität Münster, die bislang von über 200 Theologen unterzeichnet wurde, wirft dem Responsum der Kongregation einen "Mangel an theologischer Tiefe, an hermeneutischem Verständnis sowie an argumentativer Stringenz" vor. In Österreich und Deutschland haben sich mittlerweile über 2.000 Priester und andere hauptberufliche Seelsorgerinnen und Seelsorger dazu bekannt, auch weiterhin gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck erklärte, dass die Lehre der Kirche "dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität" benötige, zuvor hatten bereits weitere Bischöfe das Schreiben kritisiert. Zustimmung für das Papier der Glaubenskongregation gab es durch den Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, den Passauer Bischof Stefan Oster und bereits am vergangenen Montag durch den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der seit 2014 selbst Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre ist. Auch Theologen verteidigten vereinzelt das Papier. (mal)