Benedikt XVI.: Am Namenstag gab es einst Bohnenkaffee und Primeln
Die Familie Ratzinger hat den Josefstag am 19. März früher besonders gefeiert. "Die Mutter hatte sich meistens irgendwie ein wichtiges Buch (zum Beispiel den kleinen Herder) abgespart. Außerdem gab es eine eigene Namenstagstischdecke, die dem Frühstück seine Feierlichkeit sicherte", erzählte der emeritierte Papst Benedikt XVI., geboren als Joseph Ratzinger, in einem Interview mit der "Tagespost" (Donnerstag). Dazu sei Bohnenkaffee getrunken worden, den sein Vater sehr geliebt habe, den sich die Familie aber normalerweise nicht leisten konnte. "Schließlich gab es immer eine Primel als Zeichen des Frühlings, den der heilige Josef mit sich bringt", so Benedikt wörtlich. Seine Mutter habe zudem eine Torte mit Zuckerguss gebacken. "So war vom Morgen an das Besondere des Josefstags in überzeugender Weise gegenwärtig." Der Josefstag war zugleich auch der Namenstag seines Vaters.
Im Interview würdigte der Emeritus seinen Namenspatron. Im Neuen Testament sei kein Wort Josefs überliefert. "Sein Schweigen ist zugleich sein Wort. Es drückt das Ja zu dem aus, was er mit der Verbindung mit Maria und so mit Jesus auf sich nahm", so der 93-Jährige. Sein stilles Nicht-Erscheinen sei charakteristisch und zeige, "dass er mit der Gründung der heiligen Familie einen Dienst auf sich nahm, der ihm zwar sein Äußerstes an Entschiedenheit und Organisationsfähigkeit abverlangte, aber zugleich von ihm ein Äußerstes an Verzicht forderte", so Benedikt.
Einfacher, von Herzen kommender Text
Darüber, dass Papst Franziskus durch das Josefsjahr den Heiligen so sehr ins Bewusstsein der Gläubigen rücke, sei er "natürlich besonders erfreut." Er habe das Apostolische Schreiben "Patris Corde" ("Mit dem Herzen eines Vaters") des Papstes mit "besonderer Dankbarkeit und innerster Zustimmung gelesen". Es sei ein "sehr einfacher, von Herzen kommender und zu Herzen gehender Text, der aber gerade so eine große Tiefe enthält."
Anlass für das Schreiben "Patris Corde" von Papst Franziskus war die Erklärung Josefs zum Patron der Kirche vor 150 Jahren durch Papst Pius IX. Mit der Veröffentlichung des Schreibens im vergangenen Dezember hat Franziskus gleichzeitig ein "Jahr des heiligen Josef" ausgerufen, in dem des Heiligen gedacht und sein Vorbild inspirieren solle. Wie so viele stille Helden in der Corona-Pandemie sei der Ziehvater Jesu ein Vorbild an kreativem Mut und Bescheidenheit, Gehorsam, Zärtlichkeit und Verantwortung, so der Papst. (cbr)