ZdK künftig mit geschlechtersensibler Sprache und Gender-Stern
Das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) verwendet künftig in seinen Äußerungen "geschlechtersensible bzw. -gerechte Sprache". Am Samstag stimmte die ZdK-Vollversammlung dem Antrag "Geschlechtervielfalt in Wort und Schrift" zu und verwendet somit in seiner Kommunikation künftig das "Gender-Sternchen". Zudem wird angeregt, auch im mündlichen Sprachgebrauch eine inklusive Formulierung "durch eine Pause an der Stelle des Sternchens" auszudrücken.
Im Antragstext betont das ZdK, "dass es Menschen gibt, die sich nicht den Geschlechterkategorien männlich und weiblich zuordnen können oder wollen." Diese Realität anzuerkennen bedeute, "sie als Teil der sehr guten Schöpfung Gottes wertzuschätzen". Da Sprache Denken und Bewusstsein bestimme, werde durch einen sensiblen Sprachgebrauch "aktiv zur Gleichberechtigung aller Menschen" beigetragen, so der Beschluss weiter.
Kontroverse Diskussion
Nach einer teilweise kontroversen Diskussion stimmten 86 der Mitglieder des ZdK für den Antrag, 54 dagegen. Die Bezeichnung des Gender-Sterns als "Vergewaltigung der Sprache" durch ein Mitglied wurde in der Diskussion mit Blick auf die darin nach Ansicht der Münchener Stadrätin Gudrun Lux, die als Einzelpersönlichkeit im ZdK zugewählt wurde, enthaltenen Bagatellisierung sexualisierter Gewalt deutlich zurückgewiesen. Eingebracht wurde der Antrag unter anderem von Vertretern des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Frauenverbände Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB).
Geschlechtersensible Sprache wird in der Kirche kontrovers diskutiert. Die Entscheidung der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ), das Wort "Gott" mit Sternchen zu schreiben, um "das katholische Gottes*bild zu entstauben und über den Verband hinaus eine Diskussion anzustoßen", hatte im vergangenen Jahr für Kontroversen gesorgt.
Erstmals Missbrauchsbetroffene bei ZdK-Vollversammlung
Bei der Vollversammlung des ZdK, die am Freitag und Samstag per Videokonferenz tagt, haben zudem erstmals Missbrauchsbetroffene vor dem Plenum gesprochen. Das Mitglied des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Johanna Beck, die selbst künftig dem ZdK angehören wird, sprach dabei darüber, wie Missbrauch durch Priester auch von Laien ermöglicht worden sei: "Unter ihnen gab und gibt es Komplizen und Mitwisser." Sie bezeichnete "Co-Klerikalisten" als Menschen, die Taten kleinredeten oder Betroffenen keinen Glauben schenkten. Bereits im Januar hatte das ZdK eine Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche eingerichtet. Sie soll einen Überblick über die Aufarbeitung in Diözesen, Orden und Verbänden gewinnen und die Arbeit der in den Bistümern eingesetzten oder noch zu schaffenden Unabhängigen Kommissionen begleiten.
Neben dem Beschluss zu geschlechtergerechter Sprache wurden außerdem ein Aufruf zur weltweiten Solidarität bei der Covid-Bekämpfung und ein Appell gegen weibliche Genitalverstümmelung beschlossen. Mit Blick auf Struktur und Arbeitsweise des Gremiums wurde ein Reformprozess für das Katholikenkomitee mit Blick auf Aufgaben, Struktur und Arbeitsweise angestoßen. Noch nicht abgeschlossen ist die Zuwahl von weiteren Mitgliedern. Nach dem ersten Wahlgang, der Anfang der Woche abgeschlossen worden war, werden die noch zu besetzenden 18 weiteren Mitglieder der Vollversammlung in einem zweiten Wahlgang von Sonntag bis Mittwoch gewählt. (fxn)