Kardinal Ouellet: So sucht der Vatikan nach Bischofskandidaten
Der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, hat einen Einblick gegeben, wie die Behörde nach neuen Kandidaten für das Bischofsamt Ausschau hält. Alle drei Jahre füllten Metropolitanbischöfe eine Liste mit Namen von Priestern aus, die sie für geeignet hielten, sagte Ouellet am Dienstag im Interview mit Vatican News. Die Nuntiatur des jeweiligen Landes studiere diese Namen und hole über die Personen Erkundigungen ein. Das Ergebnis gehe schließlich an die Bischofskongregation. Diese treffe sich regelmäßig, um die Kandidaten für die Nachfolge von Bischöfen in den Bistümern unter die Lupe zu nehmen.
"Unsere Arbeit läuft ziemlich diskret ab, weil sie mit ausgesprochen vertraulichen Daten von Personen zu tun hat", so Kardinal Ouellet weiter. Die Bischofskongregation bete viel in diesem Anliegen, da sie dem Papst die Möglichkeit der Auswahl unter den Kandidaten, die von den Ortskirchen vorgeschlagen werden, bieten müsse. Die Methode der Behörde ist laut Ouellet "synodal": Konsultiert würden das Volk Gottes, dann die Nuntien und zuletzt die Vollversammlung der Bischofskongregation. Das "Destillat aus all dem" lande schließlich auf dem Schreibtisch des Papstes, der neue Bischöfe ernennt.
Keine perfekten Christen, aber reife Persönlichkeiten
Für das Bischofsamt würden nicht perfekte Christen würden gesucht, aber reife Persönlichkeiten, die ein "Gleichgewicht zwischen Handeln und Nachdenken" zu halten wüssten und über die Gabe der "Vorsicht" verfügten, betonte Ouellet. Die Kandidaten müssten einen festen Glauben haben, einen Geist der Offenheit hin zur universellen Kirche sowie Fähigkeit zur Seelsorge und zur respektvollen Menschenführung: "Männer, die die Kirche – das Volk Gottes – mit einem großen Geist der Liebe und des Dienens zu leiten wissen."
Trotz aller Vorsicht und Vorarbeiten könne es vorkommen, dass manchmal dennoch der falsche Kandidat die Bischofsweihe empfange, räumte der Kurienkardinal ein. Wie immer, wenn Menschen im Spiel seien, könnten auch bei der Auswahl von Bischöfen Ehrgeiz, Neid, persönliche Interessen" eine Rolle spielen und das Ergebnis negativ beeinflussen.
Laut Kirchenrecht obliegt es allein dem Papst, neue Bischöfe zu ernennen. Ausnahmen sind weltweit gesehen die Schweizer Bistümer Basel und St. Gallen: Dort ernennt der Papst den durch das Domkapitel gewählten Bischof. In Deutschland gibt es unterschiedliche Verfahren bei der Besetzung von Bischofsstühlen. In den meisten Bistümern wählt das Domkapitel einen Kandidaten aus einer vom Vatikan zusammengestellten Dreierliste, die Wahl bestätigt der Papst. Dagegen kann der Pontifex in den bayerischen Diözesen völlig frei einen Bischof ernennen. Die Domkapitel können dort lediglich eine Liste mit aus ihrer Sicht geeigneten Kandidaten beim Vatikan einreichen. Die unterschiedlichen Prozesse hängen mit den verschiedenen Konkordaten mit dem Heiligen Stuhl zusammen, die in Deutschland je nach Region gelten. (mal)